Das Programm «Wärmerückgewinnung aus der Milchkühlung» erhielt ebenfalls den Zuschlag. Das Ziel des Programms ist es, in Milchwirtschaftsbetrieben die Wärme aus der Milchkühlung für die Warmwassererzeugung zurückzugewinnen. ©Bild: AgroCleanTech

In den ersten vier wettbewerblichen Ausschreibungen zum Stromsparen konnten total 152 Projekte und 52 Programme mit insgesamt 56,6 Millionen Franken unterstützt werden. Grafik: energeia

Das Projekt «Aria compressa» ist im Rahmen der vierten wettbewerblichen Ausschreibungen 2013 wegen seiner Energieeffizienz berücksichtigt worden. Die Firma rechnet mit einer jährlichen Stromeinsparung von rund 70 000 kWh. ©Bild: Walter Bisang, AEnEC

Wettbewerbliche Ausschreibungen: Eingabe bis 14. Februar!

(MB) Die 5. Runde der wettbewerblichen Ausschreibung dauert noch bis zum 14. Februar! Seit 2010 konnten mit diesem Instrument 152 Projekte und 52 Programme mit insgesamt 56,6 Millionen Franken unterstützt werden. Im Rahmen der Energiestrategie 2050 soll das Förderprogramm ausgebaut werden. Bis 2025 müssten jährliche Stromeinsparungen von rund 1400 Gigawattstunden möglich sein.


Im Rahmen der Energiestrategie 2050 des Bundesrates soll sich der Stromverbrauch in der Schweiz ab 2020 stabilisieren. Da die Bevölkerung auch in den nächsten Jahren wachsen wird, muss der durchschnittliche Stromverbrauch pro Person und Jahr reduziert werden: im Vergleich zum Referenzjahr 2000 um 3 Prozent bis 2020 und um 13 Prozent bis 2035. Ein hoch gestecktes Ziel, das mit verschiedenen Massnahmen erreicht werden soll: beispielsweise mit den wettbewerblichen Ausschreibungen zur Förderung der Energieeffizienz.

Start im März 2010
Die wettbewerblichen Ausschreibungen wurde erstmals im März 2010 lanciert. Das Prinzip ist einfach. In einem Auktionsverfahren werden Programme und Projekte zum Stromsparen ausgewählt: Den Zuschlag erhalten Massnahmen mit dem besten Kosten-Nutzen-Verhältnis, das heisst, sie ermöglichen hohe Einsparungen und verursachen gleichzeitig tiefst mögliche Mehrkosten. Zudem muss es sich um Massnahmen handeln, die von den Unternehmen und Organisationen wegen mangelnder Rentabilität nicht realisiert würden. «Ohne unser Instrument würden diese Stromsparmassnahmen wegen fehlender finanzieller Mittel nicht umgesetzt», erklärt Ivan König, Projektverantwortlicher beim Bundesamt für Energie (BFE). «Eine erste Analyse hat beispielsweise gezeigt, dass 60 Prozent aller vorgeschlagenen Massnahmen eine Amortisationsdauer von über zehn Jahren haben, was deutlich über den branchenüblichen Werten liegt.»

Neue Ausschreibungen Ende 2013
Im Rahmen der vierten wettbewerblichen Ausschreibung 2013 haben 35 Projekte und 23 Programme den Zuschlag erhalten und erhielten insgesamt rund 19 Millionen Franken Fördergelder. Seit 2010 wurden in vier wettbewerblichen Ausschreibungen total 152 Projekte und 52 Programme ausgewählt und mit gesamthaft 56,6 Millionen Franken Fördergeldern unterstützt (siehe Grafik). Die kumulierte Wirkung all dieser Massnahmen über ihre ganze Lebensdauer entspricht einer Stromeinsparung von 2323 Gigawattstunden (GWh). Laut der Geschäftsstelle ProKilowatt, die vom BFE mit der Organisation und Durchführung des Verfahrens beauftragt ist, dürften sich die jährlichen Einsparungen bis 2025 auf ungefähr 1400 GWh belaufen. Das entspricht annähernd der Hälfte der Jahresproduktion des Kernkraftwerks Mühleberg.

Das BFE wird Ende November 2013 die fünfte wettbewerbliche Ausschreibungsrunde lancieren. «Die Frist für die Einreichung der Anträge endet Mitte Februar 2014», erklärt Ivan König. Der Experte hofft, dass viele Anträge eingehen, denn die Wirksamkeit des Systems basiert auf dem Wettbewerb. «Der Wettbewerb führt dazu, dass die Kandidaten möglichst geringe Förderbeiträge verlangen, um ihre Chancen auf einen Zuschlag zu erhöhen. Dadurch können mit der investierten Summe schliesslich mehr Kilowattstunden eingespart werden.» Obschon die Zahl der Dossiers von Jahr zu Jahr steige, müsse das Instrument trotzdem noch besser bekannt gemacht werden, meint der Experte.

Durch die KEV finanziert
Finanziert werden die wettbewerblichen Ausschreibungen aus dem gleichen Fonds wie die kostendeckende Einspeisevergütung KEV. Gemäss Energiegesetz dürfen höchstens fünf Prozent der Fondsgelder für wettbewerbliche Ausschreibungen verwendet werden. Das entspricht einem Höchstbetrag von rund 25 Millionen Franken. Die Massnahme soll im Rahmen der Energiestrategie weiterentwickelt und durch einen eigens dafür erhobenen Netzzuschlag von 0,1 Rappen pro Kilowattstunde finanziert werden. Bis 2020 werden die Ressourcen für die öffentlichen Ausschreibungen progressiv erhöht, bis zum Betrag von rund 50 Millionen jährlich. Ausserdem wird es möglich sein, energieeffiziente Massnahmen aus den bis anhin ausdrücklich ausgeschlossenen Bereichen der Stromproduktion und Stromverteilung zu unterstützen.

Programme und Projekte

Im Rahmen der öffentlichen Ausschreibungen wird zwischen Projekten und Programmen unterschieden. Die Projekte umfassen eine oder mehrere energieeffiziente Massnahmen, die zu Stromeinsparungen bei Anlagen, Gebäuden, Apparaten oder Fahrzeugen führen. Ein Programm hingegen besteht in der Regel aus mehreren Einzelmassnahmen und bezweckt, das Verhalten von bestimmten Zielgruppen zu ändern.


Eine Stromeinsparung, die frische Luft bringt!
Das Projekt «Aria compressa» ist im Rahmen der vierten wettbewerblichen Ausschreibungen 2013 wegen seiner Energieeffizienz berücksichtigt worden. Eingereicht hat es die Firma Mes AG mit Sitz in Stabio im Südtessin, nahe der italienischen Grenze. Der Wunsch der Firma war, mit Hilfe des Projekts einen alten Druckluftkompressor durch einen neuen Kompressor mit variabler Geschwindigkeit und geringerem Stromverbrauch zu ersetzen. Die Firma erhofft sich damit eine jährliche Stromeinsparung von fast 50'000 Kilowattstunden. Ohne den Beitrag von ProKilowatt wäre das Projekt für die Firma wegen des zu langen Return on Investment nicht zustande gekommen. Die neue Anlage erfordert Investitionen von über 110'000 Franken. ProKilowatt subventioniert das Projekt mit 40'000 Franken.

www.mes.ch

Milch, eine Energiequelle
Das Programm «Wärmerückgewinnung aus der Milchkühlung» erhielt ist im Rahmen der vierten wettbewerblichen Ausschreibungen ebenfalls den Zuschlag. Das Ziel des Programms ist es, in den Milchwirtschaftsbetrieben die Wärme aus der Milchkühlung für die Warmwassererzeugung zurückzugewinnen. Die Warmwassererzeugung und die Milchkühlung machen den grössten Teil des Stromverbrauchs der Milchwirtschaftsbetriebe aus. Bis anhin sind nur wenige Wärmerückgewinnungsanlagen installiert worden, die Gründe dafür liegen in der fehlenden Bekanntheit des Systems, im fehlenden Anreiz zum Stromsparen und im dürftigen Angebot seitens der Hersteller. Das Programm der AgroCleanTech soll Abhilfe schaffen. Es deckt in einer ersten Phase die Kantone Aargau, Freiburg und St. Gallen ab. Landwirte, die sich entschliessen, die alte bestehende Anlage umzurüsten, erhalten einen Förderbeitrag von 1400 Franken, was einem Anteil von 25 – 35 Prozent der gesamten Investitionskosten entspricht. «Wir denken, dass wir ungefähr 440 Anlagen installieren können“, erklärt Alfons Schmid von der AgroCleanTech. «Die Umsetzung des Programms sollte im Februar 2014 starten.» Die erwarteten Stromeinsparungen betragen 1,3 Gigawattstunden pro Jahr.

www.agrocleantech.ch


Wussten Sie, dass…
… bei den Projekten das durchschnittliche Kosten-/Nutzenverhältnis in der vierten Ausschreibungsrunde von 2013 bei 4,1 Rappen pro Kilowattstunde liegt? Bei den Programmen beträgt der durchschnittliche Wert 2,9 Rappen pro Kilowattstunde.

©Text: Matthieu Buchs, erstmals erschienen im Energeia 6/2013

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