Aus 75 Eingaben in der Kategorie «Innovation» wurden drei herausragende Projekte für den Umweltpreis der Schweiz 2014 nominiert.

Schweizer Umweltpreis: Nominierte überzeugen durch Innovationskraft

(PM) Die Fachjury unter der Leitung von Prof. Dr. Rainer Bunge hat im Auftrag der Stiftung pro Aqua – pro Vita aus 75 Eingaben in der Kategorie «Innovation» drei herausragende Projekte für den Umweltpreis der Schweiz 2014 nominiert. Die Projekte von Kies und Beton AG Pizol, Empa und Ökozentrum Langenbruck haben die Jury durch ihren hohen Grad an Innovation, Ressourcenschonung und Umweltrelevanz überzeugt.


Der Umweltpreis der Schweiz ist mit 50'000 Franken einer der höchstdotierten Umweltpreise in der Schweiz und wird alle zwei Jahre von der Stiftung pro Aqua – pro Vita vergeben. Der Jurypräsident Prof. Dr. Rainer Bunge zeigte sich beeindruckt von der Qualität und der Anzahl der Bewerbungen. Mit 75 Eingaben konnte dieses Jahr ein neuer Rekord verzeichnet werden. Das zeigt, dass der Umweltpreis der Schweiz ein hohes Ansehen geniesst und alle zwei Jahre zum wichtigen Stelldichein der Umweltszene geworden ist. Bunge – selbst Innovator und Forscher mit Lehrstuhl für Umwelt- und Verfahrenstechnik an der Hochschule Rapperswil – ist überzeugt, dass dieser Erfolg auch mit dem verstärkten Bewusstsein der Unternehmen für die Energiestrategie 2050 des Bundes und somit auch für den schonenden Umgang mit Ressourcen zu tun hat. In Bezug auf den Innovationsgrad, den konkreten Umweltnutzen und den Entwicklungsstand der Projekte hat die Fachjury drei ganz unterschiedliche Produkte und Verfahren nominiert.

Abfall reduziert, weniger CO2-Ausstoss, günstiger Marktpreis
Da ist zum einen die Kies und Beton AG Pizol in Bad Ragaz, welche mit REBA (Ragazer Erdbeton-Additiv) ein umweltfreundliches Bindemittel entwickelt hat. Am Anfang des Projektes stand der Wunsch, das bei der Gewinnung von Sand und Kies entstehende Abfallprodukt Kiesschlamm zu reduzieren bzw. eine Lösung zu finden, das Material wiederzuverwerten – zum Beispiel im Strassenbau. In zahlreichen Versuchsreihen mit verschiedenen Bindemittelrezepturen stiess das Unternehmen auf Holzasche und weitere Zusätze zur teilweisen Substitution des CO2-belasteten Zementes, der bis anhin für derartige Verfahren eingesetzt wird. Damit war REBA als umweltfreundliches Bindemittel geboren. Bernhard Zindel, Geschäftsführer und Mitinhaber der Kies und Beton AG Pizol, ist stolz darauf, mit seiner Erfindung gleich drei Fliegen mit einer Klappe geschlagen zu haben: erstens die Entwicklung eines umweltfreundlichen und preisgünstigen Bindemittels, zweitens die Wiederverwertung von Holzasche – welche ansonsten kostenpflichtig entsorgt werden muss – als CO2-neutralem Additiv und drittens die Umwandlung vom Abfallprodukt Kiesschlamm – das ebenfalls kostenpflichtig deponiert werden muss – zum Baustoff Erdbeton. Die Resultate der bereits ausgeführten Grossversuche führen dazu, dass das Produkt nächstes Jahr lanciert werden kann und damit in Zukunft einen wichtigen Beitrag zur Umweltentlastung und Ressourcenschonung, vor allem im Erd- und Tiefbau, leisten wird. Und das erst noch zu einem attraktiven Preis für die Abnehmer.

Eine grosse Mehrheit der Altbauten in Europa ist massiv gebaut sowie traditionell mineralisch verputzt und daher nicht so einfach zu sanieren. Die aktuelle Energiediskussion macht aber auch vor diesen Gebäuden nicht halt. Heute werden sie mit sogenannten Wärmedämmverbundsystemen auf den aktuellen Stand gebracht. Dieses Vorgehen mit den notwendigen Materialwechseln und Verklebungen ist relativ aufwändig, dadurch schadensanfällig und vor allem an baukulturell wertvollen Bauten oft ästhetisch unbefriedigend. Der Abteilung Bautechnologie der Empa ist es nun zusammen mit der Fixit AG, einem Schweizer Putzhersteller, gelungen, unter der Verwendung von nanoporösem Aerogelmaterial sowie Kalk eine Putzmischung zu entwickeln, welche über eine geringe Wärmeleitfähigkeit verfügt. Der neue Dämmputz ist sowohl im Aussen- wie auch im Innenbereich anwendbar – gerade auch auf unebenen oder reliefartigen Oberflächen. Die Innovationsleistung der Empa liegt in der Rezeptur des Dämmputzes, welcher im Vergleich zu aktuellen Materialien und Systemen problemlos ohne Dämmverlust sehr effizient auch maschinell einlagig in Dicken bis zu 8 cm problemlos aufgespritzt werden kann, was mit bestehenden Produkten bisher nicht möglich war. Die Eigentümer von historischen Gebäuden und die Denkmalpfleger wird freuen, dass der Putz ohne ästhetische Einbussen und unter Wahrung des historischen Erscheinungsbildes eingesetzt werden kann. Das Produkt wird seit Januar mit grossem Erfolg in der Schweiz vertrieben. Ab 2014 will der Hersteller auch in Europa Fuss fassen. Ein schönes Beispiel, wie engagierte Forscher und mutige Unternehmer den Innovationsgeist der Schweiz erfolgreich in die Welt hinaustragen.

Strom und Klimaschutz von der Deponie
Die Energiewende ist heute ein strategisches Ziel: schrittweiser Ausstieg aus der Atomenergie, weniger Abhängigkeit von fossiler Energie, verbesserte Energieeffizienz und der Ausbau erneuerbarer Energien. Das Ökozentrum Langenbruck ist ein Akteur, der seit über dreissig Jahren die Energiewende vorbereitet hat. Als Forschungsgruppe hat das Ökozentrum manchen Impuls gesetzt und aufgezeigt, dass oft mehr möglich ist. In Zusammenarbeit mit der Wirtschaft konnten viele Projekte in die kommerzielle Anwendung geführt werden. Nun wurde das Unternehmen mit dem Projekt «Aactor !GT – Strom und Klimaschutz von der Deponie» für den Umweltpreis der Schweiz nominiert. Abfalldeponien verströmen grosse Mengen klimaschädlicher Gase. Konventionelle Technik kann diese Gase nur zu einem kleinen Teil oder gar nicht wirtschaftlich verwerten. Das vom Ökozentrum entwickelte System aus Schwachgasbrennern mit integrierter inverser Mikroturbine schafft aber genau dies und hat in einem Feldtest mit einer mobilen Anlage bewiesen, dass es die Reduktion von 1'000 Tonnen CO2-Äquivalent schafft, was in etwa dem Ausstoss von 300 ölbeheizten Einfamilienhäusern entspricht. Und dabei wird erst noch Strom produziert. Das Anwendungsgebiet der Turbine geht auch über Abfalldeponien hinaus. Die Erfinder sehen grosses Potenzial in der Stahl- und Glasindustrie, in Erdöl- und Bioraffinerien oder in der chemischen Industrie. Einmal mehr zeigt das Ökozentrum mit einfachen Mitteln, was in der Welt möglich ist.

Ecopreneur – Anerkennungspreis für Unternehmer
Der Umweltpreis der Schweiz wird im Januar zusätzlich in der Kategorie «Ecopreneur» vergeben. Ausgezeichnet wird ein Unternehmer, welcher durch sein nachhaltiges und langjähriges Engagement im Umweltschutz und in der Schonung natürlicher Ressourcen sichtbaren Erfolg am Markt hat. Die Bekanntgabe des Gewinners erfolgt an der Preisverleihung. Der diesjährige Ecopreneur kommt aus der Bauwirtschaft – man darf also gespannt sein!

Bekanntgabe der Gewinner und Vergabe der Preise an der Swissbau 2014
Die Preisverleihung findet am 21. Januar 2014 um 17.30 Uhr an der Swissbau in Basel, Halle 1.0 Süd, Swissbau Focus, statt. Im Rahmen der Preisverleihung hält Bruno Oberle, Direktor des Bundesamts für Umwelt (BAFU), ein Impulsreferat unter dem Titel: «Nachhaltiges Bauen, ein zentraler Pfeiler der grünen Wirtschaft».

Sponsoren, Donatoren und Partner
Bundesamt für Umwelt, srs swiss recycling services, baufördergelder.ch, bauwelt.ch, baublatt, kommunal magazin, Viso, Amt für Umwelt und Energie Basel-Stadt, MCH Group, Swissbau sowie Sprüngli Druck.

Text: Schweizer Umweltpreis

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