„SolarWorld und Bosch Solar Energy verfügen zusammen über mehr als ein Gigawatt Produktionskapazität auf allen Wertschöpfungsstufen. Hier entsteht der grösste kristalline Solarhersteller ausserhalb Chinas, “ Dr.-Ing. E.h. Frank Asbeck.

Solar World: Übernimmt Solarzell- und Modulfertigung von Bosch Solar Energy

(PM) Der deutsche Solartechnologieanbieter SolarWorld AG kündigt die Übernahme der Zell- und Modulfertigung von Bosch Solar Energy im thüringischen Arnstadt an. Damit werden rund 800 Arbeitsplätze in den Bereichen Zelle und Modul erhalten und bei der hundertprozentigen SolarWorld-Tochter SolarWorld Industries-Thüringen GmbH gesichert. Ein entsprechender Kaufvertrag wurde heute unterschrieben.


Mit der Übernahme entsteht der erste deutsche Solarkonzern mit einer Fertigungskapazität von mehr als einem Gigawatt. SolarWorld produziert in Deutschland und in den USA Solarwafer, Solarzellen und Solarmodule. Gemeinsam mit den jetzt erworbenen Produktionsstätten wird SolarWorld der grösste Solartechnologiehersteller in der westlichen Welt sein.

Produktion
made in Germany und made in USA
Dr.-Ing. E.h. Frank Asbeck, Vorstandsvorsitzender der SolarWorld AG: „Wir stehen zur Produktion made in Germany und made in USA. Nur mit höchsten Qualitätsstandards können wir den Ansprüchen unserer Kunden gerecht werden und Garantien von 25 oder sogar 30 Jahren bieten. Die Übernahme der Fertigungsstätten von Bosch Solar Energy stärkt die SolarWorld AG. Wir festigen damit die Spitzenposition des Standortes Deutschland in der Photovoltaik."

Weitere Effizienzsteigerungen und Kostensenkungen
Bosch und SolarWorld setzen Zelltechnologien mit hohen Wirkungsgraden ein. Beide sind führend in der technologischen Entwicklung und im industriellen Einsatz der sogenannten PERC-Hochleistungstechnologie.  Mit der Zusammenlegung der Forschungsaktivitäten und den gemeinsamen Produktionserfahrungen erwartet SolarWorld weitere Effizienzsteigerungen und Kostensenkungen. Die Umsetzung der Übernahme soll wie auch der positive Abschluss der Restrukturierung des SolarWorld-Konzerns zum Ende Februar 2014 erfolgen.

Auf einer Mitarbeiterversammlung von Bosch Solar Energy Dienstagmorgen teilte Dr. Frank Asbeck gemeinsam mit Bosch-Vorstandschef Dr. Volkmar Denner den Beschäftigten in Arnstadt die Übernahmeentscheidung mit. Asbeck: „Mit den Standorten Arnstadt/Thüringen, Freiberg/Sachsen und Hillsboro in den USA entsteht der Gigawatthersteller, den die Politik von der Solarindustrie seit langem gefordert hat. Mit der besten Technologie und der besten Qualität werden wir gemeinsam eine Leitfunktion in der Solarindustrie einnehmen. Wir setzen damit die Energiewende konkret um."


„DAS STÄRKT UNSER GESAMTES UNTERNEHMEN“

Interview mit Dr.-Ing. E.h. Frank Asbeck, Vorstandsvorsitzender und CEO der SolarWorld AG, zu der Übernahme der Solarzell- und Modulfertigung von Bosch Solar Energy am Standort Arnstadt

Herr Asbeck, warum kauft SolarWorld die Zell- und Modulfertigung von Bosch Solar Energy im thüringischen Arnstadt?
Die Solarfertigung in Arnstadt passt zu uns: Made in Germany, höchste Qualitätsstandards, Spitzentechnologie, eigene Forschung und hochmotivierte Mitarbeiter. Hier kommen die zwei grössten Solarhersteller Europas zusammen und werden eine starke Einheit.

Ist das die „Gigawattfabrik“, die immer von der deutschen Politik gefordert worden ist, oder sogar „das solare Airbus-Projekt“ von Peter Altmaier?
Tatsächlich verfügen SolarWorld und Bosch Solar Energy zusammen über mehr als ein Gigawatt Produktionskapazität auf allen Wertschöpfungsstufen, Solarwafer, Zellen und Module. Hier entsteht der grösste kristalline Solarhersteller ausserhalb Chinas.

Macht es denn überhaupt Sinn, Solarmodule in Deutschland zu fertigen, wo man doch alles auch in China kaufen kann?
Die Qualitätsstandards in Deutschland sind einmalig. Das kann man eben in China nicht kaufen. Wir glauben an den Standort Deutschland. Und wir glauben an Solarstromsysteme made in Germany. Ich kann mit dieser Verzagtheit, die wir in Deutschland häufig an den Tag legen, nichts anfangen. Dies ist das Land der Ingenieure. Solarsysteme, wie wir sie heute kennen, haben wir in Deutschland erfunden. Eine Solarstromanlage, die auf dem Eigenheim 30 Jahre bei jedem Wetter sicher und sauber Strom liefern soll, die produzieren sie nicht in China, die ist made in Germany.

SolarWorld musste in den vergangenen Monaten einen Schulden- und Kapitalschnitt beschliessen. Wie erklären Sie Ihren Aktionären und Gläubigern, dass SolarWorld jetzt eine Fertigung mit fast 800 Beschäftigten kauft?
Mit dem Kauf der Zell- und Modulfertigung in Arnstadt bieten wir unseren Aktionären wieder die Perspektive auf ein Wachstum des Unternehmens und darauf, dass SolarWorld wieder eine führende Rolle in der weltweiten Solarbranche spielt. Die Produktion in Arnstadt ergänzt hervorragend unsere Fertigungskapazitäten in Freiberg und Hillsboro. Technologisch ist Bosch eine grosse Bereicherung.

Beeinträchtigt der Kauf Ihre Restrukturierung?
Nein, die Vereinbarung mit Bosch ist dergestalt, dass ein mehrjähriger Betrieb der Zell- und Modulfertigungsstätten in Arnstadt gesichert werden kann, ohne unsere finanzielle Restrukturierung zu gefährden. Im Gegenteil, gemeinsam können wir schneller zurück in die Profitabilität kommen.

Hat der Zukauf Folgen für Ihre weitere Produktion? Machen Sie dafür an anderer Stelle Fertigungen zu?
Nein, die Zell- und Modulfertigung von Bosch passen prima in unsere Produktionsstruktur. Das stärkt unser gesamtes Unternehmen. Wir erlangen damit auf allen Wertschöpfungsstufen ungefähr die gleiche Kapazität von über 1 GW. Ausserdem erweitern wir unsere Produktpalette. Bei SolarWorld in Freiberg in Sachsen stellen wir multikristalline Wafer und Zellen her. Bei SolarWorld in Hillsboro in den USA konzentrieren wir uns auf Mono-Zellen mit Rückseitenpassivierung. Bosch Solar hat in Arnstadt ein vergleichbares Verfahren zur Herstellung hocheffizienter Monozellen entwickelt. Alle drei ergänzen sich ideal.

Was wird aus den bisherigen Boschkunden?
In den letzten Monaten haben sich viele Kunden von Bosch Solar gefragt, was wird aus dem Unternehmen? Wie lange wird da noch produziert? Da herrscht jetzt Klarheit. Wir werden die Produktion von Zellen und Modulen in Arnstadt weiterführen und stehen den Kunden damit für weitere Aufträge zur Verfügung.

Die thüringische Politik hat sich für den Erhalt des Standortes in Arnstadt stark gemacht. Sind Sie schon in Kontakt zur Landesregierung in Thüringen?
Es ist beeindruckend, wie Thüringen sich stark macht für den Erhalt von Arbeitsplätzen und Know-how im eigenen Land. Wir stehen in Kontakt mit dem Wirtschaftsministerium, dessen Einsatz für den Standort nach meiner Einschätzung einen grossen Anteil daran hat, dass für Arnstadt eine umfassende Lösung gefunden werden konnte.

Wie bewerten Sie, dass Bosch sich weitgehend aus dem Solargeschäft verabschiedet hat?
Zunächst mal hat mit Bosch der erste deutsche Grosskonzern überhaupt das Wagnis auf sich genommen, in die Solarbranche einzusteigen, die damals noch wesentlich durch Newcomer und mittelständische Unternehmen geprägt war. Den unternehmerischen Mut respektiere ich sehr, genauso wie das Verhalten von Bosch nach der Entscheidung, die Solarsparte zu verkaufen. Bosch hat zu jedem Zeitpunkt Verantwortung für die Beschäftigten bewiesen und sehr viel Wert darauf gelegt, dass Produktion und Patente in Deutschland bleiben. Jetzt geht die Solarsparte an ein Unternehmen, das sich von Beginn an alleine auf die Photovoltaik-Technologie konzentriert hat und eine Führungsposition in der internationalen Solarbranche anstrebt. Das ist aus meiner Sicht folgerichtig.

In Berlin wird gegenwärtig in Koalitionsverhandlungen über die Energiewende verhandelt. Wie geht es aus Ihrer Sicht insgesamt mit der Solarenergie in Deutschland weiter?
Solarstrom vom eigenen Dach ist heute schon günstiger als Atomstrom aus der Steckdose. Die Energiewende ist eine Erfolgsstory. In Berlin wird im Moment häufig der Eindruck erweckt, die Energiewende sei eine Belastung. Das ist fahrlässig. Klar muss man die Kosten runterkriegen. Aber keine Technologie hat in den letzten Jahren die Kosten so stark reduziert, wie die Solartechnologie. Ich erwarte von der neuen Regierung, dass sie nicht bremst sondern gestaltet. Das EEG ist das effizienteste Gesetz zur Förderung Erneuerbarer Energien in Europa. Und es baut sich selber ab, indem die Vergütungen für Strom aus Erneuerbaren Energien stetig sinken. All die Vorschläge, die EEG-Vergütungen zu ersetzen durch Ausschreibungsmodellen oder verpflichtende Direktvermarktung würden nur neue Kosten verursachen. In den aktuellen Entwürfen zum Koalitionsvertrag, soweit sie öffentlich geworden sind, wird dem bei der Photovoltaik auch Rechnung getragen. Schliesslich hat PV in den letzten Jahren schon drei Kürzungsrunden durchstehen müssen. Die Solarenergie wird sich in Deutschland aber auch so mehr und mehr unabhängig von politischer Förderung machen. Dabei wird der nachhaltige Zubau bei etwa 3 bis 4 Gigawatt pro Jahr liegen. Die Menschen wollen ihren eigenen Strom auf dem Dach erzeugen und sich damit unabhängiger machen. Auch Mieter können von Solarstrom profitieren und ihre Nebenkosten reduzieren.

Sie haben am Dienstag gemeinsam mit Bosch den Deal verkündet. Wann soll denn in Arnstadt aus Bosch Solar SolarWorld werden?
Das sogenannte Closing erwarten wir Ende Februar 2014. Bis dahin müssen zahlreiche Prozesse durchlaufen werden bis hin zur kartellrechtlichen Freigabe. Mit Übernahmen haben wir ja durchaus schon etwas Erfahrung. Im Jahr 2001 haben wir den Solarstandort Freiberg von Bayer übernommen, im Jahr 2006 dann die Solarsparte des Ölkonzerns Shell mit der Fertigung in Kalifornien. Daher wissen wir auch, wie herausfordernd die Integration unterschiedlicher Unternehmenskulturen in einer Firma ist. Ich freue mich auf die Bereicherung unseres Unternehmens durch die Mitarbeiter von Bosch Solar und bin sicher, dass wir gemeinsam ein starkes Team werden.

Text: Solar World

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1 Kommentare

Erich

Es freut mich sehr, dass man die Technologie und die Potenziale nicht abschreibt und das Feld nicht vollends China überlässt.
Mich würde aber schon interessieren, welchen Plan SolarWorld verfolgt, um den Standort aus der Krise zu fahren. Immerhin hat Bosch am Standort Arnstadt in ein paar Jahren Milliarden in den Sand gesetzt.

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