Am Jahreskongress von Holzindustrie Schweiz in Luzern stand die Zukunft der Holzwerkstoff-Herstellung im Mittelpunkt.

Holzindustrie Schweiz: Produktionsanstieg dank neuem Anreiz?

(PM) Am Jahreskongress von Holzindustrie Schweiz in Luzern stand die Zukunft der Holzwerkstoff-Herstellung im Mittelpunkt. Nationalrat Jean-François Rime, Präsident von Holzindustrie Schweiz, begrüsste 120 Teilnehmer zu diesem Anlass. Die Unternehmensführer der Kronospan Schweiz AG (Mauro Capozzo) und der Pavatex (Martin Brettenthaler) zeigten auf, dass die Schweizer Produktionsstandorte im Kostenvergleich herausgefordert sind.


Für die Zukunftssicherung braucht es Innovationen, aber auch günstige Entwicklungen bei den Rohholzpreisen und –mengen. Andrea Burkhardt, Abteilungschefin Klima im Bafu belegte, dass die Klimapolitik nicht nur auf dem Papier Interesse am Baustoff Holz hat, sondern gar Anreize für die Produktionssteigerung vorsieht: Die Erhöhung des Kohlenstoffspeichers im verbauten Holz kann als Massnahme zur Senkung der CO2-Emissionen anerkannt werden.

Fachkräfte und sichere Energieversorgung
Das Gedeihen der Holzindustrie in der Schweiz ist zum einen anhängig von den vorhandenen Waldressourcen, zum anderen von den Vor- und Nachteilen des Wirtschaftsstandortes Schweiz. HIS-Präsident Rime, gleichzeitig Präsident des Schweiz. Gewerbeverbandes, eröffnete deshalb die Tagung mit der Essenz des Erfolgsmodelles Schweiz. Bezogen auf die Holzbranche bleiben die vorhandenen Fachkräfte, die sichere Energieversorgung und das Bahn- und Strassennetz wichtige Pluspunkte. Die raumintensive Holzindustrie spürt aber auch die knapper und teurer werdenden Landreserven, und die Frankenaufwertung, die alle Kostenfaktoren gegenüber den Mitbewerbern empfindlich verteuerten, so dass die Schnittholzproduktion sinkt. Da und dort wird auch zu wenig Holz geerntet – eine zusätzliche Belastung, obwohl die Rund- und Industrieholzpreise innert Jahresfrist um einige Prozent gestiegen sind.

Mauro Capozzo, CEO der Kronospan Schweiz AG in Menznau, führt den grössten Holzverarbeitungsbetrieb der Schweiz und steht mit seinen Span- und Faserplattenprodukten im harten internationalen Wettbewerb sowie im Benchmark innerhalb der in 7 Ländern tätigen Holding. Er bedauert, dass der Rohholz-Anteil aus der Schweiz sinkt. Einerseits kommt weniger Rohmaterial auf den Markt, weil die Holzernte und die Sägereiproduktion sinken, andererseits geht zu viel wertvolles Holz direkt in die energetische Nutzung statt in die Bauprodukte – dies nicht zuletzt wegen ungünstigen gesetzlichen Rahmenbedingungen, die Anreize für Frischholz als Brennmaterial schaffen. Mauro Capozzo ruft mit der Vision CH80auf, diesen Trend zu drehen und mehr Wertschöpfung in der Schweiz zu erzielen: 80% Schweizer Wertschöpfung mit Schweizer Rohstoffen über die gesamte Kette und eine aktive Kommunikation bis zum Endkunden.

„Von Masse zu Klasse“
Seine Firma suchte erfolgreich die Neupositionierung mit höherwertigen Produkten und Prozessanpassungen auf kleinere Losgrössen: „Von Masse zu Klasse“ - und trotzdem Industriebetrieb! Dazu wurden Energieeffizienz und Anteil erneuerbarer Energien nochmals gesteigert und neue Produkte lanciert, die hohen Design-, Ästhetik- und Funktions-Ansprüchen entsprechen, aber auch mit Ökologie und Schweizer Herkunft punkten.

Pavatex: Restholz- und Strompreise stellen die Weichen
Martin Brettenthaler, CEO der Pavatex mit Standorten in Cham, Fribourg und Golbey (FRA), analysierte die Perspektiven der Holzfaserdämmstoff-Produktion. Die natürlichen Dämmstoffe haben am Dämmstoffmarkt erst 5% Marktanteil, wachsen aber auch in einem weitgehend rezessiven Europa markant. Die Minergie-P-ECO-Bauten und die wärmetechnische Gebäudesanierung öffnen neue Türen. Die Branche weist in Europa dennoch Überkapazitäten auf, weshalb die standortsspezifischen Produktionskosten entscheidend sind. Die Schweiz ist in den meisten Bereichen am teuersten, weshalb für Martin Brettenthaler „die relative Entwicklung der Preise für Sägereirestholz und Strom im Vergleich zu den EU-Ländern über die Wettbewerbsfähigkeit und damit Zukunft der Schweizer Holzweichfaserwerke in den nächsten Jahren entscheiden.“

CO2-Projekt als Anreiz für Mehrproduktion
Andrea Burkhardt, Leiterin der BAFU-Abteilung Klima stellte den Bezug zwischen Holzindustrie und Klimapolitik her. Die Schweiz will die CO2-Emissionen bis 2020 um 20% reduzieren - mit Massnahmen im Inland. Nebst der direkten Verminderung der Treibhausgas-Emissionen kann auch die Kohlenstoffspeicherung im verbauten Holz als Kompensationsprojekt angerechnet werden. Analog zur Emissionsverminderung würden aber nur Anstrengungen anerkannt, die über die normale Entwicklung (inklusive verschärfte Emissionsvorschriften) hinausgehen und die ohne „Klimamehrwert“ unwirtschaftlich wären. Das heisst bei Holz: Nur die über die normal zu erwartende Produktion hinaus gehende Menge. Bescheinigungen für das „Extra“ könnten dann an die Treibstoffimporteure (vertreten durch klik) verkauft werden, die damit ihre Reduktionsziele zu erreichen trachten.

Branchenlösung angestrebt
Der Bund, so unterstrich Andrea Burkhardt, achtet sehr genau darauf, dass Kompensationsmassnahmen nicht bereits staatliche Fördergelder erhalten und so doppelt gezählt werden. Entsprechend anspruchsvoll ist das Prozedere zunächst bis zur Zulassung eines Kompensations- oder Senkenprojektes, und dann auch die Überwachung während der Laufzeit. Der Verband Holzindustrie Schweiz strebt aktuell zusammen mit Kronospan und Pavatex eine Branchenlösung an, über deren Zulassung das BAFU anfangs 2014 entscheiden wird. Das könnte ein wichtiger Anreiz oder Treiber sein im Sinne der oben formulierten Vision CH80.

Text: Holzindustrie Schweiz

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