Der Creaholicer Elmar Mock hat den Beweis, dass sich Unmögliches möglich machen lässt, immer wieder vorgemacht, auch zum Verdruss der Konkurrenz.

Martin Neukom: «Das kompakte Messsystem PAIOS ermöglicht es, opto-elektronische Experimente für Solarzellen automatisiert durchzuführen. Bilder: Toni Rütti

Kategorie ETG: Joël Jaton von der HEIG-VD Yverdon-les-Bains hat einen Intelligenten Umrichter in der dezentralen Einspeisung entwickelt.

Kategorie ITG: Stefan Oderbolz und Jürg Hunziker von der Hochschule Rapperswil haben eine Gamified Mobile App für OpenStreetMap entwickelt.

Electrosuisse: Innovationspreise verliehen

(TR) Electrosuisse hat neulich ihre diesjährigen Innovationspreise in den Kategorien Energie- und Informationstechnik verliehen. Die Preise sind mit je 10'000 Franken dotiert und wurden im Rahmen einer «Soirée électrique» an der ETH Zürich zum nunmehr 17. Mal vergeben.


Eröffnet wurde die «Soirée électrique» von Electrosuisse mit einem pfiffig präsentierten Vortrag von Erfinder Elmar Mock, einem der geistigen Väter der Swatch – eine Wegwerf- oder aber Sammleruhr, deren Herstellungskosten in der millionenfachen Massenproduktion noch gerade mal 5 Franken betragen. Dabei hatte die Vorgabe vor 33 Jahren gelautet: Nicht mehr als 10 Franken darf uns eine Uhr kosten – Herstellungskosten, die zunächst als absolut unrealistisch tief erschienen. Den Beweis, dass sich Unmögliches möglich machen lässt, haben Elmar Mock und die Leute aus seinem schöpferisch-kreativen Umfeld in der Folge immer mal wieder erbracht, auch zum Verdruss der Konkurrenz.

Experimentierfreude der
Creaholicer
Elmar Mock wurde Gründer und ist Managing Partner der Bieler Firma Creaholic SA. Der Firmenname ist Programm und die Experimentierfreude dieser Creaholicer muss immens sein: «Wir sind ein Team innovativer Experten aus unterschiedlichsten Fachdisziplinen. Gemeinsam entfachen wir neue Möglichkeiten und arbeiten unaufhörlich an der Umsetzung, indem diese Möglichkeiten zu gewinnbringenden Vorteilen für unsere Kunden und uns selbst werden. Wir verhelfen unseren Kunden zu Innovationen.» Elmar Mock stellte sein mit unzähligen Metaphern bespicktes Referat unter das Motto «Innovation versus Renovation, Revolution contra Evolution». Erfolgsaussichten hat offenbar nicht selten auch «scharfsinniger Unsinn». Dazu zeigte der wortgewandte Referent das Bild eines Streichholzes, das von einem Eiszapfen ummantelt wird – und trotzdem brennt.

ITG-Siegerprojekt: Gamified Mobile App für OpenStreetMap
Wer wollte bei einem solchem solchen Feuerwerk an kreativen Inputs nicht die Rolle des Moderators übernehmen!? Durch das Abendprogramm «Soirée électrique» an der ETH Zürich im Auditorium ETZ-E1 führte der Wissenschaftsjournalist Steffen Lukesch, der auch die für die Preisverleihung vorgeschlagenen Arbeiten und Protagonisten präsentieren durfte: Die Jury der Informationstechnische Gesellschaft von Electrosuisse (ITG) hatte folgende Finalisten vorgeschlagen:

  • Stefan Oderbolz und Jürg Hunziker von der Hochschule Rapperswil für eine Gamified Mobile App zur Verbesserung von OpenStreetMap - eine Alternative zu Google Maps; sie gingen schliesslich als Sieger hervor und durften eine Scheck über 10‘000 Franken nach Hause nehmen.
  • Riccardo Moccetti, et al. von der Berner Fachhochschule für ein Brunsterkennungssystem für Milchkühe in Bereich Veterinärmedizin.
  • Roger Bruderer von der Hochschule Luzern für die Produktinnovation für ein visionsbasiertes Navigationssystem
  • Martin Neukom von der Zürcher Hochschule Winterthur für PAIOS – eine Plattform zur automatisierten Messung von Solarzellen.

ETG-Siegerprojekt: Intelligenter Umrichter in der dezentralen Einspeisung
Die Jury der Energietechnische Gesellschaft von Electrosuisse (ETG) hatte folgende Finalisten vorgeschlagen:

  • Joël Jaton von der HEIG-VD Yverdon-les-Bains für Intelligente Umrichter in der dezentralen Einspeisung; er erlangte damit den mit 10'000 Franken dotierten 1. Platz. Der Umrichter übernimmt das Management von Niederspannungsnetzen überall dort, wo aus immer mehr dezentrale Quellen Strom erzeugt wird, insbesondere also in Netzten mit erneuerbaren Energieträgern.
  • Stephan Kenzelmann von der EPF Lausanne für Modularer Wandler für sichere Gleichstromnetzwerke.
  • Thomas Guillod von der ETH Zürich für die Simulation von hybriden AC/DC Freileitungen.

Joël Jatons intelligenter Umrichter 
Electrosuisse erörtert: «Das Projekt betrifft eines der derzeit drängenden technischen Probleme in modernen Grid-basierten Netzen mit einem intelligenten, multifunktionalen Umrichter. Der übernimmt das Management von Niederspannungsnetzen überall dort, wo aus immer mehr dezentrale Quellen Strom erzeugt wird, insbesondere also in Netzten mit erneuerbaren Energieträgern. Das System soll auch autonom beim Auftreten lokaler Störungen funktionieren und zudem automatisch neue dezentralen Energieerzeugern einbinden können. Dazu verfügt das Modul über die Möglichkeit zur Kommunikation mit den Niederspannungsnetzen. Unterbrechungen, Überproduktion oder zu hoher Verbrauch werden automatisch oder manuell ausgeglichen, so dass jederzeit eine zuverlässige Stromversorgung gewährleistet ist.» Aus Joël Jatons IGI-Projekt (Intelligent Grid Inverter) ist inzwischen das Spin-off DEPsys (Development of Power Electronics Systems) hervorgegangen.

PAIOS: opto-elektronische Experimente für Solarzellen
Elektrosuisse erörtert, was Martin Neukom von der Zürcher Hochschule Winterthur mit dem Projekt PAIOS (eine Plattform zur automatisierten Messung von Solarzellen) bezweckt: «Das kompakte Messsystem ermöglicht es, verschiedenste opto-elektronische Experimente für Solarzellen automatisiert durchzuführen sowie auszuwerten und dadurch in kürzester Zeit wertvolle Material- und Zelleigenschaften zu extrahieren. Herkömmliche Messgeräte sind statisch und unflexibel, und jedes Experiment erfordert einen eigenen Aufbau. PAIOS hingegen besteht aus einer multifunktionalen Hardware und wird per Software gesteuert. Dieser Ansatz ermöglicht die flexible und automatisierte Messung von Solarzellen. Der Kunde kann selber innerhalb weniger Minuten neuartige Experimente erstellen oder aus einer Vielzahl bestehender Experimente auswählen. PAIOS ist herkömmlichen Messsystemen weitaus überlegen. Die Software erlaubt systematische Parameter-Studien. Der direkte Vergleich der Messergebnisse von verschiedenen Zellen ermöglicht, dass interessante physikalische Effekte schnell erkannt werden. Die Forscher benötigen somit weniger Zeit für die Messtechnik selbst und haben mehr Zeit für neue und verbesserte Zellkonzepte.»

ITG und ETG: Gesellschaften von Electrosuisse
Die Informationstechnische Gesellschaft von Electrosuisse (ITG) unterstützt die ständige berufliche Weiterbildung ihrer Mitglieder und schafft auch Möglichkeiten für internationale Kontakte. Sie befasst sich überwiegend mit Themen aus der industriellen Entwicklung und organisiert Fachtagungen, welche Theorie vermitteln und auch den Bezug zur Praxis herstellen. Die Energietechnische Gesellschaft von Electrosuisse (ETG) vereint Fachleute aus Wissenschaft und Industrie aus den Bereichen Energieversorgung, Energieproduktion sowie Verteilungs- und der Dienstleistungsbranche. Sie leistet erklärtermassen auch einen Beitrag zur Diskussion der neuen erneuerbaren Energien.

©Text: Toni Rütti, Redaktor ee-news.ch

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