Im Hotel Traube Tonbach/Schwarzwald wird aufs Pelletheizsystem gesetzt. Hier wirkt und wirbt der weltbekannte Sternekoch Harald Wohlfahrt auch als Pelletbotschafter, wo immer er einen Auftritt und Gelegenheit dazu hat.

Die Scheitholz- und Pelletkaminöfen von wodtke (Tübingen-Hirschau) tragen dem Umweltgedanken Rechnung. Keine «Lamborghinis» zwar, aber diese «Audis» unter den Kaminöfen genügen auch ästhetischen Ansprüchen.

Martin Bentele (DEPI) sieht das Land mit dem von der CDU/FDP-Regierung eingeführten und von der grün-roten Regierung nun zu novellierenden Erneuerbaren-Wärmegesetz (EWärmeG) auf dem richtigen Weg.

Die Nahwärmeanlage Österberg in Tübingen. Diese Pellet-Zentralheizung versorgt 8 Mehrfamilien- und 12 Einfamilienhäuser. Die CO2-Einsparung dürfte bei immerhin 330 Tonnen pro Jahr liegen. Bilder: T. Rütti

Deutschland: Baden-Württembergs Werbetrommel für Holzpellets

(TR) Heizen mit Holzpellets gibt es in Baden-Württemberg seit nunmehr über zehn Jahren. Aus dem Südwesten Deutschlands kamen die ersten Pelletproduktionen, und auch bei der Anzahl der Feuerungen liegt dieses Bundeslang ganz vorne. Anschauungsunterricht bot die Deutsche Pelletinstitut GmbH (DEPI) auf einer Pressefahrt von Stuttgart via Tübingen in den Schwarzwald nach Baiersbronn.


Mittels Anschauungsunterricht wollte der Pelletinstitut-Geschäftsführer Martin Bentele den Medien möglichst viele Aspekte des Energieträgers Holz und der Holzpellets zwischen Stuttgart und Schwarzwald beliebt machen. Beispielsweise anhand des Pelletheizsystems der Nahwärmeanlage Österberg in Tübingen. Diese Pellet-Zentralheizung versorgt eine Wohnsiedlung mit acht Mehrfamilien- und 12 Einfamilienhäuser mit Wärme und Heisswasser. Ihre beiden Heizkessel à je 300 kW verbrauchen etwa 200 Tonnen Pellets pro Jahr (Lagervolumen 37 Tonnen). Die so erzielte CO2-Einsparung dürfte im Vergleich zur Verfeuerung von Heizöl bei immerhin 330 Tonnen pro Jahr liegen. Man sieht: eine Anlage, die bei aller Zweckdienlichkeit ökologisch orientiert konzipiert wurden und dem Umweltgedanken vollumfänglich Rechnung trägt.

«Unsere Scheitholz- und Pellet-Kaminöfen sind vergleichbar mit einem Audi»
  
Letzteres tun auch die Heizungen der Firma wodtke GmbH in Tübingen-Hirschau. Aber darüber hinaus vermögen sie noch ästhetischen Ansprüchen zu genügen. «Unsere Scheitholz- und Pellet-Kaminöfen sind vergleichbar mit einem Auto der Marke Audi. Die Firma wodtke steht auch für ‹wärmer wohnen›, basierend auf ökologischen Gesichtspunkten, gepaart mit innovativer Technik und Design», so Christiane Wodtke. Im Schauraum findet man unter den Fabrikaten auch Testsieger, die allerdings auch ihren Preis haben und nicht verglichen werden sollten mit Billigprodukten aus dem Baumarkt. Dort gibt es ja schliesslich auch keine «innovative Heiztechnik, ausgezeichnetes Design, hochwertige Materialien und Feuerungstechnik der Spitzenklasse», und es heisst nicht: «Willkommen in der Welt des Feuers – willkommen bei wodtke.»

 

Harald Wohlfahrt: Spitzenkoch und Pelletbotschafter in Personalunion
Bundesweit und auch in Baden-Württemberg finden Pelletfeuerungen vor allem in Einrichtungen mit hohem Wärmebedarf zusehends mehr Anklang. Dazu gehören Hotels und die Erzeugung von Lebensmitteln, wie zum Beispiel Brauereien oder Molkereien, wo die Verwendung erneuerbarer Energien neben den finanziellen Einsparungen immer mehr auch ein Marketingargument wird. Auch für Krankenhäuser, Schwimmbäder und zur Erzeugung von industrieller Prozesswärme werden Holzpellets immer stärker nachgefragt. So wird im renommierten Hotel Traube Tonbach/Schwarzwald voll aufs Pelletheizsystem gesetzt – das ist nicht weiter erstaunlich, denn hier wirkt und wirbt der weltbekannte Sternekoch Harald Wohlfahrt auch als Pelletbotschafter, wo immer er einen Auftritt hat und sich die Gelegenheit bietet. In Hoffenheim soll sogar ein Fussballbundesligastadion mit Pellets beheizt. Bundesweit wird der Bestand an Pelletfeuerungen mit einer Leistung grösser als 50 kW auf rund 8‘000 Anlagen geschätzt – diese verbrauchen aber bereits rund ein knappes Drittel des heimischen Pelletbedarfs.

40‘000 Pellet-Zentralheizungen, 20‘000 Pelletkaminöfen
Baden-Württemberg ist nach Bayern das Bundesland Nr. zwei in Deutschland, wenn es um Holzpellets geht. Auf etwa 40‘000 mit Pellets betriebene Zentralheizungen und auf 20‘000 Pelletkaminöfen beziffert der Deutsche Energieholz- und Pellet-Verband (DEPV) den Bestand, was knapp 20 Prozent aller Anlagen in Deutschland darstellt. Auch bei der Pelletproduktion bringen der Holzreichtum und die zahlreichen Sägewerke Baden-Württemberg in eine bundesweite Leaderposition; von 65 Produktionsstätten liegen zehn im Südwesten Deutschlands. Diese erzeugen rund 700‘000 Tonnen und damit über ein Viertel der in Deutschland 2013 hergestellten Holzpellets. Knapp die Hälfte davon wird auch hier verbraucht, woraus gegenüber Öl eine Einsparung von rund 540‘000 Tonnen Kohlenstoffdioxid (CO2) resultiert.

Anreize zum Wechsel aufs Pelletheizsystem schaffen
Vor diesem Hintergrund ist es aus Sicht der deutschen Pelletorganisation DEPV folgerichtig, dass Baden-Württemberg auch eine wichtige Rolle bei der Umsetzung der Energiewende am Wärmemarkt spielen darf. Martin Bentele sieht das Land mit dem von der CDU/FDP-Regierung eingeführten und von der grün-roten Regierung nun zu novellierenden Erneuerbaren-Wärmegesetz (EWärmeG) auf dem richtigen Weg: «Die Haus- und Wohnungseigentümer müssen sich nur bewusst werden, dass ein Systemwechsel bei der Wärmegewinnung direkt zu den erneuerbaren Energien führt. Oder anders gesagt: definitiv weg von Gas und Öl.» Der DEPV-Geschäftsführer erinnert jedoch auch daran, dass vor allem Anreize geschaffen werden müssen, um Heizungsbetreiber zum Wechsel zu motivieren. «Baden-Württemberg muss daher seine Stimme beim Bund einsetzen, damit es neben der Sicherung von direkten Fördermitteln auch eine steuerliche Förderung von energetischer Gebäudesanierung mit angemessener Berücksichtigung der erneuerbaren Varianten gibt.»

Entwicklungsbedarf bei der Holzbereitstellung
Auch bei der Holzbereitstellung sehen die Experten noch Entwicklungsbedarf. Im Mittelpunkt stehen Massnahmen zur Erhöhung des Holzangebots. Martin Bentele, der ursprünglich Förster war, wörtlich: «Baden-Württemberg ist durch einen ausserordentlichen Holzreichtum geprägt, genauso wie durch kompetente Forstleute und Waldbesitzer. Vor diesem Hintergrund ist es schade, dass die Organisation des staatlichen Forstbetriebs immer noch stark optimierungsbedürftig ist und hinter dem Nachbarland Bayern zurückbleibt. Zur Verbesserung der Holzvermarktung ist ein Entkoppeln des Forstes von der Verwaltung weiterhin eine wichtige Voraussetzung.» Nicht zuletzt um der Dringlichkeit der Anliegen Nachdruck zu verleihen, machte Thomas Deines vom Landesbetrieb Forst Baden-Württemberg den aus ganz Deutschland und der Schweiz angereisten Medienvertretern seine Aufwartung.

Text: Toni Rütti, Redaktor ee-news.ch

0 Kommentare

Kommentar hinzufügen

Top

Gelesen
|
Kommentiert