95 % der Schweizerinnen und Schweizer wollen die Entsorgung der radioaktiven Abfälle nicht an nachfolgende Generationen abschieben. Bild: ENSI

Umfrage: Entsorgung radioaktiver Abfälle nicht anderen Generationen überlassen

(BFE) 95 % der Schweizerinnen und Schweizer wollen die Entsorgung der radioaktiven Abfälle nicht an nachfolgende Generationen abschieben. Zudem hat sich die skeptische Haltung gegenüber der Atomkraft verschärft: 57 % lehnen sie ab. Dies sind Kernaussagen einer Umfrage über Atomenergie und radioaktive Abfälle.


Im Auftrag des Bundesamts für Energie wurden im Juni 2013 1015 Schweizer Bürgerinnen und Bürger zu ihrer Haltung zur Atomenergie und der Entsorgung der radioaktiven Abfälle befragt. Es wurden dieselben Fragen gestellt wie bei einer Umfrage im Jahr 2008 (siehe Medienmitteilung vom 23.09.2008). Der Vergleich der beiden repräsentativen Umfragen zeigt, wie sich die Haltung der Schweizer Bevölkerung in den letzten fünf Jahren entwickelt hat.

Haltung gegenüber der Atomkrafte

  • Die skeptische Haltung der Schweizer Bürgerinnen und Bürger gegenüber der Atomkraft hat sich verstärkt: 57% der Befragten sprechen sich eher oder vollständig gegen die Atomkraft aus. Das ist ein signifikanter Anstieg gegenüber der Umfrage im Jahr 2008 (52%). 41% (2008: 40%) befürworten die Kernenergie.
  • Mit 49% (2008: 49%) ist der Anteil der AKW-Befürworter bei den Männern bedeutend höher als bei den Frauen (34%, 2008: 32%). Bürgerinnen und Bürger, die sich politisch als eher links einordnen, lehnen die Atomkraft mit 76% (2008: 74%) eher ab als diejenige, die sich politisch in der Mitte (53% Ablehnung, 2008: 41%) oder rechts (40% Ablehnung, 2008: 35%) einordnen.
  • In ländlichen Gegenden findet die Atomenergie mit 47% (2008: 47%) mehr Befürwortung als in grossen Städten (28% Befürwortung, 2008: 29%).
  • In der Deutschschweiz, wo alle fünf AKW der Schweiz stehen, liegt die Befürwortungsrate zwischen 43%-46% (2008: 39%-45%) und damit höher als in der französisch- (33%, 2008: 36%) oder der italienisch-sprachigen (33%, 2008: 33%) Schweiz.




Haltung gegenüber radioaktiven Abfällen und geologischen Tiefenlagern

  • 95% der Befragten sind der Ansicht, dass jetzt eine konkrete Lösung für die Entsorgung der radioaktiven Abfälle gefunden werden muss und das Problem nicht nachfolgenden Generationen überlassen werden darf (2008: 97%).
  • Gleichzeitig denken 82% aller Befragten, dass es keine sichere Lösung für die Entsorgung der radioaktiven Abfälle gibt (2008: 77%).
  • Würde ein geologisches Tiefenlager in der Nähe ihres Wohnorts gebaut, so möchten 51% der Befragten persönlich informiert und in den Entscheidungsprozess einbezogen werden (2008: 60%). 25% möchten diese Entscheide lieber den verantwortlichen Behörde überlassen (2008: 18%).
  • 50% (2008: 46%) sehen die geologische Tiefenlagerung der radioaktiven Abfälle als die am besten geeignete Methode für die langfristige Lagerung an. 39% (2008: 34%) lehnen die Tiefenlagerung ab.
  • Falls ein geologisches Tiefenlager in ihrer Nähe gebaut würde, befürchten 50% (2008: 53%) mögliche Auswirkungen auf die Gesundheit und die Umwelt. Das Risiko, dass radioaktive Stoffe entweichen könnten, beunruhigt 28% (2008: 25%) und einige der Befragten machen sich auch Gedanken über die Abfalltransporte zum Endlager (10%, 2008: 11%), terroristische Anschläge (5%, 2008: 4%) oder über den möglichen Wertverlust von Grundstücken und Immobilien (4%, 2008: 3%).


Wissensstand über radioaktive Abfälle

  • 63% der Befragten fühlen sich über radioaktive Abfälle zu wenig informiert (2008: 58%). Tatsächlich gehen beispielsweise rund 47% der Befragten fälschlicherweise davon aus, dass die Schweiz derzeit radioaktive Abfälle im Meer versenkt (2008: 42%).
  • 71% (2008: 80%) der Befragten wissen, dass es verschiedene Abfallkategorien (schwach-, mittel- und hochradioaktive Abfälle) gibt und dass radioaktive Abfälle auch in Forschungszentren (79 %) sowie in Spitälern (75 %) und gewissen Industriebranchen (65%) anfallen.
  • 85% (2008: 81%) der Befragten sind der Ansicht, dass sämtliche radioaktiven Abfälle aller Kategorien sehr gefährlich sind.


Vertrauenswürdigkeit der Informationsquellen

  • Schweizer Bürgerinnen und Bürger schätzen Informationen über radioaktive Abfälle vor allem dann als vertrauenswürdig ein, wenn diese aus unabhängigen Quellen stammen, insbesondere von NGOs (38%, 2008: 33%), Wissenschaftler/innen (36%, 2008: 32%) sowie von internationalen Organisationen, die sich für die friedliche Nutzung der Kenenergie einsetzen (33%, 2008: 30%).
  • 32% der Befragten erachten die Informationen der Nagra als vertrauenswürdig; dieser Wert ist seit der Umfrage im Jahr 2008 (24%) deutlich gestiegen.
  • Rund ein Fünftel (21 %, 2008: 24 %) vertraut auf die Informationen des Bundesrats. Ebenso viele vertrauen den Informationen der Nuklearindustrie. Am wenigsten Vertrauen haben die Befragten zu den Informationen der Medien (7 %, 2008: 7 %).


Zur Studie „Attitudestowardsradioactivewaste in Switzerland (in Englisch) >>

Text: Bundesamt für Energie BFE

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