Die japanische Regierung unterstützt Tepco mit 440 Mio: Franken. Das könnte ein Schachzug sein: Am nächsten Wochenende entscheidet das olympische Komitee, ob Tokio die olympischen Sommerspiele 2020 erhält oder nicht.

Fukushima: Eine Eismauer um die AKW-Ruine herum zwecks Imagepflege?

(©TR) Die japanische Regierung greift in die Aufräumarbeiten in Fukushima ein. Für über 400 Millionen Franken will sie im Erdreich eine Mauer aus Eis bauen lassen. Erprobt ist diese Methode allerdings nicht. Sie scheint eher der Imagepflege denn der Problembewältigung zu dienen.

Die Probleme in der Atomruine Fukushima dürfen nach den Worten von Regierungschef Shinzo Abe nicht länger einzig und allein dem japanischen Atomkonzern Tepco überlassen werden. Da Tepco zur Problemlösung aber kein Geld habe, müsse jetzt die Regierung einspringen und handeln, hiess es in Japan. So könnte unter anderem ein 1.4 Kilometer langer Schutzwall aus gefrorenem Erdreich um die Reaktoren 1 bis 4 gebaut werden, finanziert mit Steuergeldern. Das beispiellose Bauwerk sollte verhindern, dass weiteres Grundwasser in die undichten Reaktorgebäude eindringen kann.

Die 
Eismauer müsste über Jahrzehnte tiefgefroren bleiben
Die Lösung Eismauer sei allerdings noch nicht wirklich erprobt, so Urs Morf in der Radiosendung Rendez-vous. Wörtlich sagte der Ostasien-Korrespondent von SR DRS: «Bisher wurde diese Methode nur beim Bau von U-Bahnen oder anderen Tunnels angewendet. Dort ging es jeweils darum, kurze Tunnelstücke über kurze Zeit hinweg vor einfliessendem Grundwasser zu schützen. Doch in Fukushima soll die ganze Atomruine mit einer einzigen Eismauer umgeben werden. Diese müsste über Jahrzehnte tiefgefroren bleiben. Was das an Energie kostet und wie diese  produziert werden kann, ist allerdings noch völlig offen.»


Die olympischen Sommerspiele 2020 stehen auf dem Spiel
Die japanische Regierung unterstützt Tepco mit 440 Millionen Franken, damit die Betreiberin des AKW Fukushima effizienter gegen das radioaktiv verseuchte Wasser vorgehen kann, das aus den lecken Tanks ins Grundwasser fliesst. Wieso greift denn die japanische Regierung gerade jetzt ein? SRF-Korrespondent Morf sieht darin einen Schachzug der Regierung im Vorfeld eines grossen Entscheids: Am nächsten Wochenende entscheidet das olympische Komitee, ob Tokio oder eine andere Stadt die olympischen Sommerspiele 2020 erhält.

Es steht
keine wirksame Kläranlage zur Verfügung
Offensichtlich ist die japanische Regierung besorgt, dass ihr wegen der Nichtbewältigung der Atomkatastrophe die Spiele nicht zugeschlagen werden. «Die Regierung versucht jetzt, ihr Image raschmöglichst aufzupolieren. Das dürfte allerdings ein schwierige Unterfangen werden, denn bis jetzt haben sich schon verseuchte Wassermassen angesammelt, die reichen würden, um 130 olympische Schwimmbecken zu füllen.» Laut Urs Morf steht keine wirksame Kläranlage zur Verfügung. Es habe zwar einen Versuch mit einer Methode gegeben, bei der man radioaktives Wasser weitgehend dekontaminieren konnte. Aber diese Kläranlage stehe schon seit Monaten still. Beim Betrieb sei es nämlich immer wieder zu grossen Pannen gekommen…

©Text: Toni Rütti, Redaktor ee-news.ch, Quelle: Rendez-vous

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