Die Schweizer Jugendherbergen geben in Sachen Klimaschutz im hiesigen Tourismus die Richtung vor. Bild: EnAW

Schweizer Jugendherbergen: Pioniere im nachhaltigen Tourismus

(EnAW) Die Schweizer Jugendherbergen geben in Sachen Klimaschutz im hiesigen Tourismus die Richtung vor. Im Rahmen der Zielvereinbarungsperiode 2008 bis 2012 haben sie die gesetzten Ziele klar übertroffen und den CO2-Ausstoss um 17.3 Prozent gesenkt. Dass die Jugendherbergen mit grosser Überzeugung die neue Zielvereinbarung mit der Energie-Agentur der Wirtschaft (EnAW) bis 2020 unterschrieben haben, ist die logische Konsequenz. Denn auch auf hohem Niveau gilt es, noch besser zu werden.


In der Tourismusbranche gehören die Schweizer Jugendherbergen zu den Unternehmen, die seit vielen Jahren Klimaschutz vorleben. Mehrere Auszeichnungen wie der Nachhaltigkeitspreis der Zürcher Kantonalbank 2011 oder der Schweizer Solarpreis im gleichen Jahr sind das Resultat dieser Anstrengungen. Nach Ablauf der ersten Zielvereinbarungsperiode mit der EnAW von 2008 bis 2012 ist nun auch die Bilanz in Zahlen eindrücklich: Über die ganze Vertragsperiode betrachtet, konnten die Jugendherbergen die CO2-Emissionen um durchschnittlich 17.3 Prozent reduzieren. Damit erreichten sie einen deutlich besseren Wert als die anvisierten 8.5 Prozent. Am deutlichsten übertroffen wurde die Zielvorgabe im Jahr 2012 und zwar mit 41.3 Prozent.

MINERGIE-Standards sind das Ziel
Die guten Zahlen sind das Resultat einer breiten Massnahmenpalette. Schritt für Schritt setzen die Jugendherbergen heute bei Neubauten und umfassenden Umbauten die Standards MINERGIE, MINERGIE-P oder MINERGIE-P-Eco um. Nach der Jugendherberge in Zermatt verfügen heute auch Valbella und Scuol über das MINERGIE-Label. Interlaken wurde zudem im MINERGIE-P-Eco-Standard verwirklicht. «Wichtig ist bei MINERGIE immer, dass man als Bauherr sowohl dem Planer, wie auch dem umsetzenden Unternehmer Vorgaben machen kann», betont René Dobler, Geschäftsleiter der Schweizerischen Stiftung für Sozialtourismus. Dieser gehören 25 der heute 52 Jugendherbergen. An den restlichen Standorten ist die Stiftung Mieterin und hat weniger Einfluss auf bauliche Massnahmen. Mit der Minergiebauweise konnte für die Gäste zudem ein angenehmer Nebeneffekt erzielt werden: Dank der neuen Lüftungen ist das Raumklima in den Zimmern mit oftmals vier und mehr Betten heute deutlich angenehmer geworden.



Solaranlagen auf dreizehn Dächern
Optimiert wurde und wird kontinuierlich im Bereich Wärme. Wann immer Heizungssanierungen anstehen, wird nach Möglichkeit auf CO2-neutrale Energieformen umgestellt. Dies kann der Anschluss an die Quartierheizzentrale wie in Avenches sein, der Einbau einer Wärmepumpe wie in Scuol oder die Inbetriebnahme einer Holzschnitzel- oder Pellet-Heizung wie in St. Moritz und Valbella. Für die Warmwasseraufbereitung wurden mittlerweile auf dreizehn Dächern Solaranlagen installiert, in St. Moritz in Kombination mit einer Photovoltaikanlage. «In der Hotellerie rechnen sich Investitionen in Sonnenkollektoren teilweise schon nach fünf Jahren auch finanziell», sagt Dobler. Doch nicht immer sind Solaranlagen die sinnvollste Lösung. So wird an einigen Standorten stattdessen die Abwärme der Kühlung der eigenen Restaurants genutzt.

Betriebliche Massnahmen
Nach der Umsetzung baulicher Standards setzten die Jugendherbergen in den Betrieben selbst an. Die Erfüllung der Kriterien des Label «Ibex fairstay» und des Effizienzlabels «kWh & CO2-reduziert» der EnAW zeugen vom bisherigen Erfolg. Dabei wurde in Kauf genommen, auch Betriebe zu verlieren respektive zu schliessen, welche die Vorgaben nicht erfüllen konnten. Mit der gleichzeitigen Anhebung des Qualitätsstandards, wozu nebst mehr Duschen auch eine bessere Zimmerbeleuchtung, Duvets statt Schlafsäcke und ein umfassenderes Gastroangebot gehören, wurden die Effizienzbestrebungen umso anspruchsvoller. Beim Stromverbrauch konnten daher bis jetzt keine grösseren Einsparungen erzielt werden. Dafür gelang es, trotz Ausbau der sanitären Einrichtungen, den Wasserverbrauch zu reduzieren: Wurden im Jahr 2000 noch 166 Liter pro Logiernacht verbraucht, sind es heute dank flächendeckend eingesetzter Sparventile nur noch 129 Liter.

60 Prozent der Gäste kompensieren
Auch der Gast wird motiviert, sich zu engagieren. Mit einem Beitrag von 30 Rappen pro Übernachtung kann er seine CO2- Emissionen kompensieren. 15 Rappen gehen an die Organisation «myclimate», 15 Rappen an den Fonds der Jugendherbergen zur Finanzierung der betriebseigenen Effizienzmassnahmen. Knapp 60 Prozent der Gäste kompensieren heute ihren Aufenthalt. Darüber hinaus verzichten die Jugendherbergen aber bewusst darauf, ihr Publikum mit Verhaltensregeln zu erziehen. Der so erzielte Nutzen sei zu gering. Im Vordergrund stehe für den Gast schliesslich das Ferienerlebnis und die Erholung. «Aber wenn unsere Gäste ein ökologisch besseres Gewissen haben, fühlen sie sich noch wohler bei uns», ist Dobler überzeugt. Dafür ist das Nachhaltigkeitsargument bei der Personalrekrutierung umso wichtiger, wie Dobler resümiert. «Viele Mitarbeitende wählen uns aufgrund unseres ökologischen Engagements als Arbeitgeber.»

Zahlen und Fakten
CO2-Ausstoss
2008: 1758 t
2012: 1319 t
durchschnittliche Reduktion
2008 bis 2012: 17.3 %

Wasserverbrauch pro Logiernacht
2000: 166 l
2012: 129 l
Reduktion: 22.3 %

Text: Energie-Agentur der Wirtschaft EnAW

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