Das gehört gewiss schon bald zum Allgemeinwissen: Biogas kann dem Erdgas beigemischt werden, das anstelle von Benzin einen Benzinmotor antreibt. Biogas hat das CO2, welches beim Verbrennen freigesetzt wird, in der Wachstumsphase der Umgebung entzogen und gilt deshalb als CO2-neutral. Nachhaltige Biotreibstoffe, also Stoffe, die nicht als Nahrungs- oder Futtermittel verwendet werden, könnten rund 10 % des heutigen globalen Treibstoffverbrauchs ersetzen – nicht genügend zwar, um das Problem vollständig zu lösen, aber immerhin ein Ansatz. Der Elektromotor hat dank des hohen Wirkungsgrades einen deutlich geringeren Energieverbrauch als die heutigen, bereits weitgehend optimierten Benzin- und Dieselautos. Dem stehen das vergleichsweise hohe Gewicht und die begrenzte Speicherkapazität der Batterien gegenüber, was die Reichweite mit einer Batterieladung auf wenige hundert Kilometer reduziert. Zudem dauert das Laden der Batterien Stunden.
Selbsterfahrung des Verkehrshausdirektors
Zwecks Selbsterfahrung setzte Martin Bütikofer, Direktor des Verkehrshauses, einen smart electric drive während einigen Tagen im Alltag ein. Nach total zurückgelegten 550 km – normaler Stadtverkehr, Fahrten über Land, bergauf und bergab sowie auf der Autobahn – zog er Bilanz: «In meinem Fall war fast keine Instruktion nötig. Die Bedienungselemente sind dort zu finden, wo man sie als Autofahrer erwartet. Dann die Fahrdynamik: Der 55-kW Elektromotor zeigt sein volles Drehmoment beim Beschleunigen des Fahrzeuges und dies selbst in den Steigungen. Neu waren für mich allerdings das Gefühl der limitierten Reichweite und die Anzeige der Restkilometer bzw. der Batterieladung in Prozenten. Ein eigentliches Problem hatte ich aber nie damit. Der Ladevorgang war zwar dank den einfach zu bedienenden Steckverbindungen kein Problem. Hingegen kam mir die Ladedauer relativ lang vor. So war die Batterie zum Beispiel nach einer kurzen Nacht ab Mitternacht bis um 7 Uhr erst zu 85 % geladen»; präzisiert sein, dass bloss ein 8-Ampere-Stecker zur Verfügung gestanden hat, statt einer mit 16 Ampere.
20 m2 Photovoltaikfläche für 10‘000 km Fahrt
Martin Bütikofer wollte von e'mobile, dem Schweizerischen Verband für elektrische und effiziente Strassenfahrzeuge, folgende Frage beantworte haben: Welche Fläche Photovoltaik benötigt man, um ein Elektroauto solar zu betreiben? Dies hängt von diversen Faktoren ab, etwa von der Sonnenscheindauer oder von der Einsatzintensität des Fahrzeuges. Als Faustregel für einen Jahresdurchschnitt lässt sich folgendes sagen: 1 m2 Photovoltaik ergibt pro Jahr eine Energiemenge von ca. 100 kWh. Ein heutiges Elektroauto hat einen Durchschnittsverbrauch von rund 20 kWh/100 km. Das heisst, eine Photovoltaik-Anlage von 20 m2 Fläche produziert pro Jahr Strom für ca. 10‘000 km Fahrt.
Hybridisierungsstufen
Definitiv bereits Allgemeinwissen ist, dass sich neben den reinen Elektroautos in den letzten Jahren auch Hybridautos mit einem Verbrennungs- und einem Elektromotor etablieren konnten. Der Elektromotor dient dabei auch der Rückgewinnung der Bremsenergie und zum Ausgleich der Leistungsspitzen. Dadurch sinken Treibstoffverbrauch und CO2-Emissionen um je bis zu 30%, die Freisetzung von Luftschadstoffen nimmt sogar noch stärker ab. Plug-in-Hybridfahrzeuge sind Hybridautos mit grösseren Batterien, die auch an der Steckdose geladen werden können. Damit können sie für kürzere Strecken als Elektrofahrzeug eingesetzt werden. Elektroautos mit Range Extender haben einen herkömmlichen Verbrennungsmotor, der in der Fahrt als Generator dient und entweder direkt den Elektromotor mit Strom versorgt oder die Batterien lädt. Dadurch, dass für die längeren Fahrten ein Verbrennungsmotor zu Hilfe genommen wird, kann die Batteriegrösse kleiner gewählt werden, was sich positiv auf die Fahrzeugkosten auswirkt. Gleichzeitig kann die Reichweite mit einer „Tankfüllung“ auf mehrere hundert Kilometer vergrössert werden.
E-Bikes und E-Scooters
Vor zehn Jahren noch beinahe unbekannt, sind E-Bikes heute aus unserem Strassenbild nicht mehr wegzudenken. Die Fahrzeuge unterscheiden sich nicht nur optisch, auch technisch gibt es grosse Unterschiede, welche das Fahrgefühl entscheidend beeinflussen. Insbesondere das Segment der so genannt schnellen E-Bikes (mit einer Motorunterstützung bis zu 45 km/h) wächst zurzeit rasant. Nahtlos anschliessend wird für die nächsten Jahre eine Entwicklung bei den E-Mofas, E-Scooters und sogar Elektro-Motorräder erwartet.
Probefahren und sich informieren
An der Ecocar-Expo vom 20. bis 23. Juni im Verkehrshaus in Luzern informieren e'mobile, der Schweizerische Verband für elektrische und effiziente Strassenfahrzeuge, und NewRide, das Schweizer Förderprogramm für Elektro-Zweiräder, zusammen mit den Fahrzeuganbietern der Region über Fragen wie Schnellladung, Umweltbelastung durch die Herstellung und Entsorgung der Batterien, Gesamtkosten, sinnvolle Einsatzgebiete. Die Ausstellung wird unterstützt von der Energiestadt Luzern, dem Amt für Umwelt und Energie des Kantons Luzern, den CKW und EnergieSchweiz. Interessierte können die ausgestellten Fahrzeuge nach einer Instruktion kostenlos Probe fahren.
Quintessenz im 3D-Filmtheater: Erneuerbare Energien statt fossile Brennstoffe
Der «Ecocar-Expo»-Besuch lässt sich mit einer «normalen» Verkehrshausbesichtigung kombinieren. Ab 20. Juni läuft im Verkehrshaus Filmtheater der Dokumentarstreifen «Vergessenes Korallenriff»: Der neue 3D-Dokumentarfilm zeigt die unglaubliche und fantastische Unterwasserwelt des Bikini-Atolls im Pazifischen Ozean. Die Korallenwelt voller leuchtender Farben und skurriler Formen überrascht mit schillernden Fischen und vielen weiteren faszinierenden Lebewesen unter Wasser. Kaum zu glauben, wie sich die Natur aus eigener Kraft wieder neu erschaffen konnte, nachdem sie in den 1940er- und 1950er-Jahren Schauplatz zahlreicher Kernwaffentests der USA war. 2010 wurde das Atoll mit seinen 23 Inseln zum Unesco-Welterbe erklärt. Vor dem Abspann des Films wird ein Appell an die grassierende Gedankenlosigkeit gerichtet, die Korallenriffe nicht länger durch Treibhausgase und die ganze übrige Umweltzerstörung abermals extrem zu gefährden, sondern durch nachhaltiges Handeln zu schützen und zu erhalten – erneuerbare Energien statt fossile Brennstoffe, so eine Quintessenz.
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©Text: Toni Rütti, Redaktor ee-news.ch
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