Wäsche waschen und trocknen im Mehrfamilienhaus sollte bei Erneuerungen und Neubauten von Anfang an einen hohen Stellenwert im Planungsprozess erhalten. Bild: S.A.F.E.

Waschküche: Mehr als ein Ort zum Waschen und Trocknen

(AB) Wäsche waschen und trocknen im Mehrfamilienhaus sollte bei Erneuerungen und Neubauten von Anfang an einen hohen Stellenwert im Planungsprozess erhalten. So lautet ein wichtiges Fazit des neuen Ratgebers „Effizient Waschen und Trocknen im Mehrfamilienhaus“.


Die Gemeinschaftswaschküche in einem Mehrfamilienhaus ist mehr als nur der Ort, wo gewaschen, Wäsche aufgehängt oder im Tumbler getrocknet wird. Es geht hier auch um einen sozialen Raum, der immer wieder zu Konflikten zwischen Hausbewohnern Anlass gibt – sei dies, weil sich jemand wiederholt nicht an den Waschplan hält, das Kippfenster im Trockenraum schon wieder offensteht oder der Tumbler ungereinigt dem nächsten überlassen wird. Solche Konflikte lassen sich in der Regel lösen, wenn die Hausbewohner vernünftig miteinander umgehen können.

Schwieriger wird es, wenn die Gemeinschaftswaschküche an sich Probleme verursacht oder verschärft, weil sie nicht den Bedürfnissen der Hausbewohner entspricht: Im Trockenraum dauert es zu lange, bis die Wäsche endlich trocken ist. Die Beleuchtung in den Waschküchenräumen ist schummrig und kalt. Im Waschraum fehlt es an Bewegungsfreiheit und simplen Einrichtungen. Und schliesslich sind die veralteten Waschmaschinen und Tumbler auch noch Stromfresser.



Breites Spektrum von Erfahrungen
Das ist natürlich ein überzeichnetes Bild. Doch es deutet an, dass es bei Waschküchenräumen neben sozialen auch um achitektonische, energetische, betriebliche oder ökonomische Aspekte geht. Diese optimal unter einen Hut zu bringen, ist nicht einfach. Ob Neubau, Erneuerung oder bestehendes Mehrfamilienhaus: Zur Planung und zum Betrieb von Waschküchen bestehen bei vielen Beteiligten – von Bauherrschaften und Liegenschaftsverwaltungen über Planerinnen und Planern bis zu Hauswartinnen und Hauswarten – zahlreiche Fragen. Hier soll der neue Ratgeber „Effizient Waschen und Trocknen im Mehrfamilienhaus“ konkrete Unterstützung bei System- und Ausstattungsentscheiden bieten (siehe Box).

Die Grundlagen für den praxisorientierten Ratgeber lieferte ein umfassender Bericht im Auftrag der Stadt Zürich. Darin wurden das aktuelle technische Know-how aufgearbeitet und bauphysikalische Grundlagen sowie Gerätedaten zusammengetragen. Zahlreiche Interviews mit Experten von Liegenschaftsverwaltungen und Geräteherstellern steuerten viel Wissen und praktische Erfahrungen rund um das Thema Waschküchengestaltung bei. Projektleiterin Barbara Josephy sagt: „In diesen Interviews zeigte sich ein breites Spektrum von Erfahrungen und unterschiedlichen Meinungen.“

Ökologisch gut: Gemeinschaftswaschküche
Gemeinschaftswaschküche, Waschen und Trocknen in der Wohnung oder kombinierte Lösungen? Was ist im konkreten Fall am besten? Aus ökologischer Sicht ist die Gemeinschaftswaschküche jedenfalls eine gute Form, um das Waschen und Trocknen im Mehrfamilienhaus zu organisieren. Waschtürme in den Wohnungen sind zwar ökologisch weniger vorteilhaft, dafür entfällt ein potenzieller Konfliktherd weitgehend. Beide Systeme haben ihre Vor- und Nachteile.

Unabhängig davon, welche Form zum Tragen kommt, plädiert der Ratgeber für Alternativen zum maschinellen Wäschetrocknen im Tumbler. „Es sollte auf jeden Fall Möglichkeiten geben, um Wäsche aufzuhängen - im Trockenraum, am Wäscheständer im Freien oder am Wäschehaken auf dem Balkon“, erklärt Barbara Josephy. Das entspricht trotz Trend zum Tumbler noch immer einem Bedürfnis, das sich erst noch energie- und kostensparend auswirkt. Zudem kann auch dem Wäschetrocknen in der Wohnung und möglichen Feuchteschäden vorgebeugt werden. Das gilt insbesondere für ältere Bauten mit ungenügender Fassaden-Wärmedämmung und Wärmebrücken.

Bei der Wahl und Ausgestaltung der Systeme für Waschen und Trocknen ist im Neubau die Flexibilität natürlich wesentlich grösser als in bestehenden Bauten. Hier sind Grenzen gesetzt durch bestehende Systeme und Raumaufteilungen, die nicht immer gänzlich verändert werden können. Die Erneuerung einer Liegenschaft bildet jedoch den geeigneten Zeitpunkt für eine Neubeurteilung und allfällige Optimierungen der bestehenden Waschküche.

Waschküchen: Planen wie Küchen und Bäder
Heinrich Gugerli, Leiter der Fachstelle nachhaltiges Bauen beim Amt für Hochbauten der Stadt Zürich, spricht sich dafür aus, dass bei Neubauten und umfassenden Erneuerungen das Waschen und Trocknen als Teil des Gebäudekonzepts behandelt und entsprechend geplant wird. „Eine phasengerechte, überprüfbare und sorgfältige Detailplanung wie sie für Küchen, Bäder oder Fassaden üblich ist, ist unerlässlich“, erklärt er.

Gute räumliche Infrastruktur, effiziente Geräte und nutzerfreundlicher Betrieb – solche Faktoren zeichnen die moderne Gemeinschaftswaschküche aus. Letzterer reicht von hellen und freundlich beleuchteten Räumen über eine gute Instruktion der Nutzerinnen und Nutzer bis zu möglichst flexiblen Wasch- und Trocknungsmöglichkeiten, welche die individuellen Bedürfnisse und berufsbedingten Lebenssituationen der Nutzenden vermehrt berücksichtigen. Das erhöht den Wohnkomfort und mindert das Konfliktpotenzial. Zudem, so weiss Michael Burkhard, Hauswart bei der Liegenschaftenverwaltung Stadt Zürich, aus Erfahrung: “Je attraktiver, gepflegter und schöner sich die Gemeinschaftswaschküche präsentiert, desto mehr steigt die Wertschätzung gegenüber den Räumen und Geräten.“ Und das sei ohne grossen finanziellen Mehraufwand möglich.

Moderne Geräteinfrastruktur

  • Ob Waschmaschine, Wärmepumpen-Tumbler oder Raumluft-Wäschetrockner: Die moderne Geräteinfrastruktur fürs Waschen und Trocknen im Mehrfamilienhaus ist energieeffizient bei hohem Nutzungskomfort.
  • Effiziente Waschmaschinen fürs Mehrfamilienhaus zeichnen sich durch folgende Merkmale aus: Sie weisen die beste Energieeffizienz aus (Energieeffizienzklasse A+++), verfügen über die beste Schleuderwirkung (1400 Umdrehungen pro Minute und mehr) und verbrauchen wenig Wasser. Zudem lassen sie sich ans Warmwasser anschliessen, womit Elektrizität teilweise durch Sonnen- und Umweltenergie ersetzt werden kann.
  • Energieeffizientes maschinelles Trocknen im Mehrfamilienhaus geschieht heute in Wärmepumpen-Tumblern. Sie sind hocheffizient (Energieeffizienzklasse A und besser) und trocknen Wäsche mit deutlich tieferen Temperaturen als herkömmliche Tumbler. Das schont die Gewebe – insbesondere empfindliche wie Seide oder Wolle – und halbiert den Stromverbrauch gegenüber herkömmlichen B/C-klassierten Tumblern.
  • Trockenräume sollten mit einem Raumluft-Wäschetrockner ausgestattet sein. Wichtig ist die richtige Dimensionierung der Geräte bezogen auf die Raumgrösse. Interessant zu wissen: Die effizientesten Wärmepumpen-Tumbler brauchen pro kg Wäsche weniger Strom als die effizientesten Raumluft-Wäschetrockner.
  • Aus Gründen der Gerechtigkeit und als Anreiz zur guten Auslastung der Geräte empfiehlt der Ratgeber grundsätzlich die individuelle Verbrauchsabrechnung für Strom und Wasser. Bei Neubauten sollte sie Standard sein. Bei Erneuerungen kann die Nachrüstung je nach Ausgangslage aufwändig sein.

Die effizientesten Geräte fürs Waschen und Trocknen sind auf www.topten.ch einfach zu finden.

Empfehlungen, Richtwerte, Checklisten
Der Ratgeber „Effizient Waschen und Trocknen im Mehrfamilienhaus“ wird von der Fachstelle nachhaltiges Bauen der Stadt Zürich, dem ewz-Stromsparfonds und Topten Schweiz herausgegeben. Er behandelt die Themen Systementscheid, räumliche Infrastruktur, Wärmedämmung und Lüftung, Gerätepark inklusive Ersatz, Waschküchengestaltung, Betrieb und individuelle Verbrauchsabrechnung. Zu jedem Thema gibt es praktische Empfehlungen und Richtwerte. Der Ratgeber enthält auch Checklisten für Bauherrschaften, Liegenschaftsverwaltungen, Architektinnen und Architekten, Fachplanerinnen und -planer. Die Broschüre kann bezogen werden beim ewz-Kundenzentrum am Beatenplatz 2 in Zürich. Die elektronische Ratgeber-Version steht auf www.topten.ch zum Herunterladen zur Verfügung.

©Text: Armin Braunwalder, Schweizerische Agentur für Energieeffizienz, www.energieeffizienz.ch

0 Kommentare

Kommentar hinzufügen

Top

Gelesen
|
Kommentiert