Lachend gruppieren sich die Beteiligten um den Spaten und posieren für das Foto. Kaum zu glauben, dass es vier Jahre dauerte, bis dieser Moment mit der Kamera festgehalten werden konnte. Endlose Hürden mussten überwunden, Papiere geschrieben und Gespräche geführt werden und plötzlich ging alles schnell: Spatenstich im April, Zwischenlager voraussichtlich fertig im Juni und Betriebsaufnahme der Biogasanlage Ende Juli.
Verkleinerte Anlage
„Es hat sicher damit zu tun, dass wir die ursprünglich geplante Anlage um einen Drittel von 100 auf 60kWh verkleinerten“, meint ein sichtlich zufriedener Landwirt Hansruedi Studer. „Die Vorschriften, welche der Kanton Zürich landwirtschaftlichen Betreibern in den Weg legt, sind enorm. Diese Kleinkariertheit hätte uns fast entmutigt, aber zum Glück haben wir nicht aufgegeben“.
Ein nicht unwesentlichen Teil des Erfolges hat er Mathias Spicher von der Firma SwissEcoSystems zu verdanken: Der Biotechnologe und selbständige Unternehmer aus Bülach vertreibt die kleinen 60er-Anlagen, was für potentielle Betreiber mehrere Vorteile bringt: Die Suche nach Substraten ist bei kleinen Anlagen einfacher und das finanzielle Risiko geringer. „Geholfen hat sicher auch die 2009 vom Bund eingeführte KEV (Kostendeckende Einspeisevergütung), welche Stromproduzenten einen Stromabnahmepreis für 20 Jahre garantiert“, ergänzt Spicher.
Entsorgung von Gastro-Abfällen
Die Anlage wird hinter dem Hof in der Böschung zu stehen kommen, ein günstiger Ort, sowohl was Geruchs- wie auch Lärmemissionen betrifft. Der Sunnmatt-Hof liegt idyllisch, weit ab vom Dorf Zwillikon mit Blick auf die Kantonsgrenze zum Aargau, aber es war immer ein praktisch eingerichteter 13,5 ha grosser Betrieb. Studers führen eine Schweinemast mit 654 Tieren, dazu konventionellen Acker- und Obstbau. Die Schweine fressen, was andere nicht mehr wollen: Altbrot, Restaurant- und Küchenabfälle, Gemüseresten vom Zürcher Engrosmarkt und anderen Lieferanten. „Ab 1. Juli tritt das Gastroabfall-Fütterungsverbot für Schweine in Kraft“, erklärt Studer. „Dann werden noch weitere „Gastrosammler“ wie ich Wege suchen müssen, um die Abfälle entsorgen zu können. Vielleicht entstehen dadurch neue Kooperationen. Wir sind an Gesprächen interessiert“. Gülleverträge mit Landwirten aus Ottenbach und Jona stehen bereits, nur ein Viertel der Menge wird auf den eigenen Feldern verteilt.
Kein Rekurs
Für Hansruedi und Alexandra Studer war immer klar, dass alternative Energie ihren Platz haben muss. Ginge es nach ihnen, stünde auf der Hügelkuppe neben dem Haus ein Windrad, doch dieser Wunsch – so Studers – wäre sicher in lauter Einsprachen versunken. Umso mehr freuen sie sich, dass gegen die Biogasanlage kein einziger Rekurs eingegangen ist. Sogar Nachbar Ernst Beeler macht mit: Er wird als Externer einen Teil der Wärmeenergie abnehmen, weshalb bereits jetzt mit dem Bau der Leitungen zwischen den beiden Höfen begonnen wurde.
Mathias Spicher und EcoGas-Projektleiter René Hamann begleiten das Vorhaben sehr eng, was sicher auch zum Erfolg beigetragen hat. Mitterweilen kennen sie nicht nur alle kantonalen Vorschriften in- und auswendig, sondern sie haben auch gelernt, welcher Weg zum Ziel führt. Die Anlage in Zwillikon ist nämlich nur der Anfang: Dieses Jahr folgen weitere Biogasanlage-Bauten in Frutigen beim Tropenhaus, in Gutenswil und auch das Projekt in Wädenswil ist gut unterwegs.
Text und Bild: Susanne Sigrist
1 Kommentare
Zum Satz "...die EKZ hat uns viele Steine in den Weg gelegt...", möchte ich nur anfügen, was wir schon in der Schule immer sagten: "Bist du nichts, kannst wenig, dann gehe zur EKZ." Die haben das nötige Steuergeld. Wir brauchen eine totale offene Energiepolitik und zwar bundesweit.