Fukushima: Irrwitzige Roadmap von Tepco

(ee-news.ch) Grosse Mengen an radioaktiv verstrahltem Wasser erschweren die Arbeiten in der Atomruine von Fukushima. Greenpeace kritisiert die Pläne von Tepco zur Bekämpfung des Unfalls als «unseriös». In Tschernobyl wurden die radioaktiven Emissionen innert zwei Wochen weitgehend unterbunden, in Fukushima soll es laut Tepco sechs Monate dauern.


Bereits am Freitag berichtete Greenpeace Deutschland, geschmolzener Brennstoff habe sich als körnige Masse am Boden der Reaktordruckbehälter angesammelt, dies habe der japanische Atomenergieverband gemeldet. In Bodenproben auf dem Gelände der Atomruine sei zum dritten Mal Plutonium gefunden. Die Techniker versuchen nach wie vor, die Reaktoren zu stabilisieren, Lecks abzudichten und Stickstoff in Block 1 zu pumpen, um eine Wasserstoffexplosion zu verhindern.

Wohin mit dem verseuchten
Heute Nachmittag titelt SR DRS: „Kaum Fortschritte in Fukushima“. Grosse Mengen an radioaktiv verstrahltem Wasser erschweren die Arbeiten in der Atomruine von Fukushima nach wie vor. In der Atomruine Fukushima versuchten die Arbeiter weiter mit Hochdruck, die Massen an verseuchtem Wasser loszuwerden. Sie hofften, schon bald Wasser aus einem Schacht des Reaktors Nummer 2 in eine Müllbeseitigungsanlage abpumpen zu können.

Hochgradig verstrahltes Wasser
Sorge bereite hochgradig verstrahltes Wasser, das sich in einem Tunnelschacht angesammelt habe, berichtete die japanische Nachrichtenagentur Jiji Press. Es sei innerhalb eines Tages um drei Zentimeter gestiegen. Gemäss SR DRS seien die Arbeiter mit Hilfe ferngesteuerter Roboter daran, Strahlendosis und Temperatur in den Reaktorgebäuden 1 bis 3 zu überprüfen, um sicherzugehen, dass die Männer dort arbeiten könnten. Die Verstrahlung verzögere die Arbeiten, erklärte der Betreiber Tepco.

Tschernobyl: zwei Wochen in, Fukushima: sechs Monate
Gemäss Greenpeace Schweiz sei die von Tepco veröffentlichte Roadmap zur Stabilisierung des havarierten AKW ein Irrwitz. Der Plan sieht folgende Schritte vor: Die radioaktiven Emissionen sollen in den nächsten drei Monaten unter Kontrolle gebracht und innerhalb von sechs Monaten gestoppt werden. Eine langfristige Kühlung kann erst in sechs Monate sichergestellt werden, allerdings nicht mit dem normalen Kühlungssystem, sondern mit einer externen Anlage. Containments sollen mit Wasser gefüllt werden. Das Containment des Reaktors 2 ist beschädigt und soll mit Zement geflickt werden. Um die Radioaktivität aus den Abklingbecken zu stoppen, soll zuerst eine Hülle aus Stoff installiert werden, später feste Wände. Greenpeace zieht einen Vergleich dieser Massnahmen mit Tschernobyl heran: In Tschernobyl wurden die radioaktiven Emissionen nach zwei Wochen weitgehend untergebunden.

Weltweit erhöhte Strahlenbelastung
Greenpeace-Experte Christoph von Lieven sagte gegenüber SR DRS, der Plan des Kraftwerkbetreibers Tepco zur Bekämpfung des Unfalls in den kommenden neun Monaten beruhe auf unbekannten Grundlagen. «Was Tepco hier sagt, ist einfach unseriös», sagte von Lieven. «Wir sind uns nicht sicher, ob wir damit nicht noch Jahre zu tun haben. Und das ist ein weltweites Problem. Wir werden weltweit eine erhöhte Strahlenbelastung haben», sagte der Umweltschützer.

Evakuierungszone jetzt ausweiten
Der Greenpeace-Fachmann warf Tepco vor, mit der Lage nicht zurande zu kommen. Die radioaktive Strahlung sei trotz der ergriffenen Massnahmen weiter aus der Atomruine ausgetreten. «Die Evakuierungszone muss jetzt ausgeweitet werden, und zwar wirklich dringend.»

Update des Newstickers von Greenpeace Schweiz:

  • Fukushima I Daiichi: Im Reaktor 1 hat der Druck wieder markant zugenommen, nach einem stabilen Tag. Die Temperatur des Kerns hat abgenommen.
  • Die Arbeiter können nicht in der Nähe der Reaktoren arbeiten. Roboter haben Radioaktivität zwischen 2 und 4 Millisievert pro Stunde ausserhalb der Gebäude gemessen und zwischen 10 und 270 Millisievert pro Stunde in den Reaktoren 1 bis 3. Als Erinnerung: der aktuelle Jahresgrenzwert für die Notfall-Arbeiter beträgt 250 Millisievert.

Strahlung

  • Die Regierung „hofft“, dass evakuierte Personen in den nächsten 6-9 Monaten zurückkehren können. Dies soll aber erst geschehen, wenn die radioaktiven Ausstösse aus dem AKW reduziert wurden und die Kühlung der Reaktoren sichergestellt wurde. Angesichts der hohen Strahlungswerten scheint diese Hoffnung sehr optimistisch...
  • In einem Wasserreservoir rund 1.2 km vom AKW wurde Radioaktivität 100 bis 1000 Mal höher als der Grenzwert für Trinkwasser gemessen. Unklar ist, ob sie vom Boden unter dem AKW durchgesickert hat oder ob sie vom Fallout stammt.
  • 1'700 Dosimeter wurden an Schulen der Fukushima-Präfektur verteilt.

Text: ee-news.ch, Quellen: SR DRS, Greenpeace Schweiz und Deutschland

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