Warmwassererzeugung und Heizungsunterstützung mit 120 m2 Sonnenkollektoren (40m2 Vakuumröhrenkollektoren, 80m2 Flachkollektoren) © Bild: Gian Giovanoli

Das erste Plusenergie-Hotel im Alpenraum liegt auf 2456 m ü. M.: Das Berghotel Muottas Muragl wurde im Sommer 2010 komplett saniert und renoviert. © Bild: Daniel Martinek

Die für die ganze Anlage benötigte elektrische Energie von ca. 50'000 kWh wird durch eine 64-PV-Anlage entlang des Standseilbahntrassees geliefert © Bild: Fanzun AG

Durch 60 m² Röhrenkollektoren in den Scheiben der Fenster im Untergeschoss wird dank Solarenergie das Warmwasser hergestellt. © Bild: Daniel Gerber

Um diese Spitzenleistung zu erreichen, wurde die Gebäudehülle komplett wärmegedämmt und die Fenster ersetzt. Und das Heizsystem wurde auf 100% erneuerbare Energien umgebaut © Bild: Gian Giovanoli

Muottas Muragl : Ersten Plusenergie-Hotels des Alpenraums

(AN) Das erste Plusenergie-Hotel im Alpenraum liegt auf 2456 m ü. M.: Das Berghotel Muottas Muragl wurde im Sommer 2010 komplett saniert und renoviert. Auf 2456 m ü. M. herrschen zwar mit einer Jahresmitteltemperatur von -1 °C ziemlich tiefe Temperaturen. Mit fast 1400 kWh/m² Sonneneinstrahlung ist es aber einer der sonnenreichsten Orte der Schweiz.

An diesem exponierten Ort steht seit über 100 Jahren ein Hotel. Vor der Renovierung im Jahr 2009/2010 verbrauchte das Hotel jährlich ca. 40'000 Liter Heizöl für Heizung und Warmwasser. Nach der Renovierung und Erweiterung wird nun ein Energieüberschuss von ca. 45‘000 kWh erzielt, trotz der Erweiterung der ursprünglichen Fläche von 1700 m² auf 2700 m².

Wärmeversorgung mit Kollektoren und Erdsonde
Um diese Spitzenleistung zu erreichen, wurde die Gebäudehülle komplett wärmegedämmt und die Fenster ersetzt. Und das Heizsystem wurde auf 100% erneuerbare Energien umgebaut: Für Heizung und Warmwasser liefern die Abwärme aus Kühlaggregaten, Küche und Bahnbetrieb, 140 m² Sonnenkollektoren, Flach- und Röhrenkollektoren wurden kombiniert, zusammen mit einer Erdwärmepumpe die benötigte Energie. 16 Erdwärmesonden an je 200 Meter wurden vertieft. Bei einem Wärmeüberschuss der Solarkollektoren in den Sommermonaten wird dieser in die Erdsonden zurückgespiesen. So können diese schneller regenerieren und ihre Effizienz wird gesteigert.

PV-Anlage entlang des Standseilbahntrassees
Die für die ganze Anlage benötigte elektrische Energie von ca. 50'000 kWh wird durch eine PV-Anlage entlang des Standseilbahntrassees geliefert (455 m², 95‘000 kWh Ertrag pro Jahr). Der überschüssige Strom kann für die Beleuchtung und den Betrieb der Elektro-Geräte verwendet werden (37‘000 kWh). Der restliche Energiebedarf wird mittels verschiedenen Systemen erbracht. Durch 60 m² Röhrenkollektoren in den Scheiben der Fenster im Untergeschoss wird dank Solarenergie das Warmwasser hergestellt. Die alte Ölheizung ist durch eine Wärmepumpe ersetzt worden. 16 Erdsonden mit einer mittleren Länge von 200 Meter, total 3200 Meter, versorgen das gesamte Gebäude mit Erdwärme.

Systemplanung mit Polysun
Die Systemplanung, Auslegung und Berechnung wurde vom Architektur- und Ingenieurbüro Fanzun AG aus Chur mit der Software Polysun durchgeführt: „Mit der Simulationssoftware Polysun konnten wir das komplette System detailgetreu abbilden. Die Modularität ermöglichte eine Optimierung des Gesamtsystems und eine genaue Berechnung des zu erwartenden Ertrags. Polysun bewirkte eine hohe Planungssicherheit und lieferte alle relevanten Ertragsvorhersagen um unseren Kunden – die Bergbahnen Engadin St. Moritz AG - zu überzeugen.“

Haustechnik funktioniert problemlos
Ewald Vlcek, Hotel Manager des Hotels, antwortet auf die Frage wie die ersten Erfahrungen mit der neuen Haustechnik sind: „Die Erfahrungen sind sehr gut und alles lief von Anfang an sehr gut. Sie bereitete auch überhaupt keine Probleme und wir sind mit der gesamten Haustechnik sehr zufrieden.“ Auf die Frage, ob sich die Gäste bewusst seien, dass Sie in einem Plusenergie-Hotel sind erwidert er: „Erbaut wurde das Gebäude in Minergie-Standard. Tagesgäste sind sich weniger bewusst, dass es sich um ein Plusenergie-Hotel handelt. Die Hotelgäste sind sich dies allerdings oft bewusst und finden dies auch sehr bemerkenswert. Nur schon unter den Umständen, da sich das Haus auf einem Aussichtsplateau auf 2‘456 m befindet.“

Die Massnahmen in der Übersicht:

  • Reduktion der Wärmeverluste und Maximierung der passiven Sonnenenergiegewinne durch hochwertigste Gebäudehülle
  • Wärmerückgewinnung von Lüftungsanlagen
  • Abwärmenutzung von Kühlanlagen und Standseilbahn-Antrieb
  • Warmwassererzeugung und Heizungsunterstützung mit 120 m2 Sonnenkollektoren (40m2 Vakuumröhrenkollektoren, 80m2 Flachkollektoren),
  • Wärmepumpe mit Erdsondenfeld als Wärmequelle (16 Erdsonden von je 200 Metern Tiefe)
  • Einspeicherung von thermischen Überschüssen in das Erdsondenfeld (Regeneration)
  • Elektrizitätserzeugung für die Deckung des gesamten Strombedarfs für Beleuchtung, Betriebsenergie, Hilfsenergie mit 455m2 Photovoltaik-Modulen mit einer Leistung von 64 kWp. Sie liefern jährlich zwischen 90'000 – 110‘000kWh.
  • Einspeisung von Elektrizitäts-Überschüssen in das Versorgungsnetz
  • Diese Massnahmen ersetzten den früheren Verbrauch von 40‘000 Litern Heizöl und 40‘000kWh Elektrizität pro Jahr (entsprechend 131 Tonnen CO2)


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Text: Anita Niederhäusern, leitende Redaktorin ee-news.ch, Quelle: Vela Solaris, Architektur- und Ingenieurbüro Fanzun AG

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