Bis heute ist Ursula Sladek Geschäftsführerin der EWS. Das Unternehmen, das inzwischen mehr als 100‘000 Privathaushalte, Gewerbebetriebe und Industrieunternehmen bundesweit mit 400 Millionen Kilowatt Stunden Ökostrom beliefert.

Bernward Janzing schrieb über die Schönauer Stromrebellen ein eindrückliches Buch, das absolut lesenswert ist.

Für ihren bedeutenden Beitrag zur Demokratisierung der Stromversorgung erhielt Ursula Sladek am 11. April in San Francisco den Goldman Environmental Prize, einen der wichtigsten Umweltpreise weltweit.

„Stromrebellin“ mit Goldman Environmental Prize ausgezeichnet

Die Gemeinde Schönau im Schwarzwald ist seit 1999 unabhängig von Atomstrom. Das verdankt sie massgeblich dem Engagement von Ursula Sladek. Das „Modell Schönau“ ist bundesweit ein Vorbild für dezentrale Stromversorgung geworden. Für ihren bedeutenden Beitrag zur Demokratisierung der Stromversorgung erhielt Ursula Sladek am 11. April in San Francisco den Goldman Environmental Prize, einen der wichtigsten Umweltpreise weltweit.


Elf Jahre nach dem Reaktorunglück in Tschernobyl übernahm Ursula Sladek gemeinsam mit anderen Aktivisten und gegen den Widerstand der etablierten Strommonopolisten das regionale Stromnetz. Sie gründete die Elektrizitätswerke Schönau (EWS), das erste bürgereigene Energieversorgungsunternehmen in Deutschland, und lieferte ihren Kunden von nun an Atomstromfreien und klimafreundlichen Strom.

Die Stromrebellen
Das Engagement von Ursula Sladek für eine nachhaltige Energieversorgung begann nach dem Unglück in Tschernobyl im Jahr 1986. Wie viele andere auch sorgte sich die Mutter von fünf Kindern um die Sicherheit und Zukunft ihrer jungen Familie. Die Stromversorgung lag damals in der Hand weniger Monopolanbieter, die den Strom aus Atomkraft und fossilen Brennstoffen bezogen. Zehn Jahre nach dem Reaktorunglück nutzten die „Stromrebellen“ in Schönau eine einmalige Gelegenheit: Der Vertrag zwischen der Stadt Schönau und dem regionalen Stromnetzbetreiber KWR für die Nutzung des Stromnetzes sollte erneuert werden. Ursula Sladek und ihre Mitstreiter brachten zusammen mit vielen Unterstützern das Geld für den Stromnetzkauf auf und bewirkten in zwei umkämpften Bürgerentscheiden, dass das Stromnetz in Schönau von der Bürgerinitiative übernommen werden konnte. Ursula Sladek gründete den ersten bürgereigenen Stromnetzbetreiber, die EWS. Erstmalig in Deutschland bezogen Verbraucher nun Energie ohne Atom-und Kohlestrom.


Ursula
bis heute Sladek Geschäftsführerin
Bis heute ist Ursula Sladek Geschäftsführerin der EWS. Das Unternehmen, das anfänglich 1700 Kunden zählte, beliefert inzwischen mehr als 100‘000 Privathaushalte, Gewerbebetriebe und Industrieunternehmen bundesweit mit 400 Millionen Kilowatt Stunden Ökostrom. Die Genossenschaft gehört über 1000 Teilhabern, die Gewinne des Unternehmens werden in grüne Stromanlagen wie Solar-und Wasserkraftwerke investiert. Die EWS fördert private Energieerzeugung durch regenerative Kraftwerke und unterstützt energieeffiziente Technologien wie Kraft-Wärme-Kopplung. Ursula Sladek berät und ermutigt Kommunen dabei, ihr eigenes regionales Stromnetz aufzubauen. Wie in Schönau sollen die Bürger eingebunden und gemeinsam mit Kommunen und Bürgern neue Modelle der Energieversorgung entwickeln werden.

Herausragende Sozialunternehmerin
„Ursula Sladek ist eine herausragende Sozialunternehmerin und hat mit ihrer Pionierarbeit bewiesen, dass Stromversorgung bürgereigen und dezentral organisiert werden kann. Sie ist bis heute Vorbild und treibende Kraft für demokratische und ökologische Energiekonzepte“, erläutert Michael Vollmann von Ashoka Deutschland. Ashoka hatte Ursula Sladek wegen ihres unerschrockenen Engagements gegen die eingefahrenen Strukturen in der Stromwirtschaft für den Goldman Environmental Prize vorgeschlagen.

Besonderes persönliches Risiko
Der mit 150 000 US-Dollar dotierte Preis ist weltweit einer der bedeutendsten Umweltschutzpreise, er gilt als Nobelpreis des Umweltschutzes. Er wird jedes Jahr an sechs Preisträger aus sechs Kontinenten vergeben, die für den Umweltschutz ein besonderes persönliches Risiko eingegangen sind. In diesem Jahr erhält ihn in seiner 22 jährigen Geschichte zum zweiten Mal überhaupt eine deutsche Preisträgerin.

Der Goldman Environmental Prize wurde am Montag, den 11. April, in San Francisco verliehen. Die Preisträger reisten im Anschluss nach Washington und nehmen morgen, dem 13. April an einer Zeremonie im Smithsonian National Museum of Natural History teil.

Das Buch über die Schönauer Stromrebellen
Bernward Janzing schrieb über die Schönauer Stromrebellen ein eindrückliches Buch, das absolut lesenswert ist. Ein Abschnitt aus dem ersten Kapitel: „…Ursula Sladek liegt unterdessen mit mehrfach gebrochenem Oberschenkel im Wohnzimmer ihres Hauses im Schönauer Felsenweg. Ein Skiunfall. Auch sie versucht, ihre fünf Kinder davon abzuhalten, draussen zu spielen (wegen der erhöhten Radioaktivität aufgrund des Super-Gaus von Tschernobyl). Auch ihr gelingt es freilich nicht. Denn für Kinder ist in diesen Tagen alles wie immer. Sonne und Frühsommer eben. Einfach traumhaftes Wetter…“

Störfall mit Charme
Die Schönauer Stromrebellen im Widerstand gegen die Atomkraft

Autor: Bernward Janzing
128 Seiten, durchgehend 4-farbig,
185 Abbildungen
ISBN: 978-3-927677-56-2
Preis: 18 Euro

Leseproben zum Download
auf der Hompage von Bernward Janzing:

Bestellung auch direkt beim Autor möglich (Buchhändler-Rabatt für Wiederverkäufer). Zusendung portofrei. Rabatte bei Sammelbestellungen auf Anfrage. Zur Homepage von Bernward Janzing >>

Der Goldman Environmental Prize
Der Goldman Environmental Prize wurde 1989 von den verstorbenen Philanthropen Richard und Rhoda Goldman eingerichtet, die eine führende Rolle in der Wohltätigkeitskultur der Stadt San Francisco spielten. Der Preis wurde bisher 145 Menschen aus 80 Ländern verliehen.

Die Preisempfänger werden von einer internationalen Jury aus vertraulichen Nominierungen ausgewählt, die von einem weltweiten Netz von Umweltorganisationen und Einzelpersonen eingereicht wurden.

Text: Elektrizitätswerke Schönau (EWS) und ee-news.ch

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