Elektroboiler: Warmwasser mit halb so viel Strom

(AB) Elektroboiler gehören in Schweizer Haushalten zu den grössten Stromverbrauchern. Mit Warmwasserkollektoren und Wärmepumpenboilern gibt es stromsparende Alternativen.

Gleich viel Strom wie für alle Haushaltgeräte insgesamt

In einem typischen Vierpersonen-Haushalt mit Elektroboiler benötigt das Aufheizen von Wasser pro Jahr rund 4000 Kilowattstunden (kWh) Strom. Das ist etwa gleich viel, wie dieser typische Haushalt für alle elektrischen Geräte und die künstliche Beleuchtung benötigt. Bei einem Kilowattstundenpreis von 15 Rappen  ergeben sich fürs Warmwasser Stromkosten von 600 Franken.

„Elektroboiler verheizen wertvollen Strom ähnlich wie elektrische Widerstandsheizungen“, sagt Jürg Nipkow, Experte der Schweizerischen Agentur für Energieeffizienz. In Zeiten steigender Strompreise sind deshalb Alternativen gefragt. Für Elektroboiler sind das Sonnenkollektoren oder Wärmepumpenboiler.

Beide Systeme reduzieren den Stromverbrauch für die Erzeugung von warmem Brauchwasser um mehr als 50%. Jürg Nipkow rät, mit dem Ersatz eines Elektroboilers noch etwas zuzuwarten, wenn er weniger als fünf Jahre in Betrieb ist. Ist der Boiler älter als zehn Jahre sei ein Ersatz auch unter Berücksichtigung der Grauen Energie sinnvoll. Die Lebensdauer liegt bei etwafünfzehn Jahren.

Die Alternative Sonnenkollektoren
Sonnenkollektoren können auf praktisch jedes Hausdach montiert werden. Grenzen setzen allerdings der Denkmal- oder Ortsbildschutz zum Beispiel in Schutz- und Kernzonen. In den meisten Kantonen sind die Gemeinden zuständig für die Bewilligung. Am einfachsten ist die Montage von Sonnenkollektoren auf dem eigenen Hausdach beispielsweise in Kantonen wie Aargau, Appenzell-Ausserrhoden, Bern, Zürich Basel-Stadt oder Baselland. Hier braucht es für kleine Anlagen gar keine Baubewilligung. In Kantonen wie Solothurn und Schaffhausen wird die Bewilligungspflicht aufgehoben. Etwas aufwändiger ist das Verfahren in Kantonen wie Glarus, Graubünden, St. Gallen oder Uri.  Es gilt jedoch meist ein vereinfachtes Verfahren.

In 25 Jahren Einsparungen von Stromkosten von rund Fr. 7'000
Für einen Vierpersonen-Haushalt genügen 4 bis 6 m2 Kollektorfläche, um rund 60% des jährlichen Warmwasserbedarfs zu decken. Eine solche Anlage wird in der Regel an einem einzigen Tag montiert und in Betrieb genommen. Der vorhandene Elektroboiler wird durch einen „Solarboiler“ ersetzt. Die Kosten für solche Standardanlagen wie sie die unabhängige Online-Suchhilfe www.topten.ch empfiehlt, bewegen sich inklusive Montage zwischen 10'000 bis 13'000 Franken. Bei einer Lebensdauer von 25 Jahren spart eine Kollektoranlage in einem typischen Vierpersonen-Haushalt rund 50’000 kWh oder Stromkosten von gut 7'000 Franken ein. Bei weiter steigenden Strompreisen fällt die Einsparung noch höher aus. Hinzu kommen je nach Wohnort Förderbeiträge von Kanton, Gemeinde oder Energieversorger. Diese können mehrere Tausend Franken betragen. Im Kanton Uri beispielsweise beträgt der Förderbeitrag für Kollektoranlagen bis 7 m2 aktuell 4000 Franken. Rechnet man auch noch die einmalige steuerliche Begünstigung der Investition ein, dann lohnt sich eine Kollektoranlage durchaus.

Die Alternative Wärmepumpenboiler
Eine weitere interessante Alternative zu herkömmlichen Elektroboilern sind Wärmepumpenboiler. Sie kosten zwischen 4000 und 5000 Franken und nutzen im Untergeschoss die Abwärme von Heizleitungen oder Geräten wie Tiefkühlern. Eine kleine Wärmepumpe erzeugt dann aus einer Kilowattstunde Strom rund drei Kilowattstunden Wärme. Bei starker Auslastung (Zweifamilienhaus) oder der Platzierung in kleinen Räumen führt das zu einer Abkühlung der Raumluft. Eine Fachperson sollte vor dem Kauf deshalb beurteilen, ob dies Probleme verursachen könne. Über fünfzehn Jahre gerechnet braucht ein Wärmepumpenboiler im Einfamilienhaus für täglich 200 Liter warmes Wasser rund 20'000 kWh Strom. Die Gesamtkosten für Gerät und Strom belaufen sich auf rund 8000 Franken . Ein herkömmlicher Elektroboiler braucht für dieselbe Menge Warmwasser gut 60'000 kWh. Die Gesamtkosten liegen bei knapp 11'000 Franken.

Sonnenkollektoren in der Regel besser
Für welches System soll man sich entscheiden, wenn der Stromverbrauch für die Erzeugung des warmen Brauchwassers deutlich reduziert werden soll? S.A.F.E.-Experte Jürg Nipkow rät  zu Sonnenkollektoren. „Dieses System funktioniert mindestens 20 Jahre und ist auch ausbaufähig für die Heizungsunterstützung.“ Wärmepumpenboiler hingegen müssten nach zwölf bis fünfzehn Jahren ersetzt werden. Wichtig sei eine eingebaute Zeitschaltuhr, um den Niedertarif optimal ausnützen zu können. Bei sehr hohem Bedarf oder hoher Spitzendeckung empfiehlt Nipkow Modelle mit eingebautem Wärmetauscher für den Anschluss an den bestehenden Heizkessel. „Ist eine Sonnenkollektoranlage vorhanden oder geplant, lohnt sich die zusätzliche Investition für einen Wärmepumpenboiler jedoch kaum“, sagt Nipkow.

Stromspartipps
Auch wenn der herkömmliche Elektroboiler noch einige Zeit in Betrieb ist, kann mit einfachen Massnahmen viel Strom gespart werden:

  • Wasserspardüsen bei Lavabos und Dusche montieren. Das reduziert Wasserverbrauch um einen Drittel.
  • Wasser nicht zu stark aufheizen (55°C – 60°C genügen). 5°C Reduktion senken den Stromverbrauch um gut 10%.
  • Boiler bei längerer Abwesenheit abschalten.


Weitere Infos

Förderbeiträge für Sonnenkollektoren bei Swissolar >>
Die besten Sonnenkollektoren bei Topten  >>
Die besten Wärmepumpenboiler bei Topten >>

Text: Armin Braunwalder, Braunwalder Energie-Kommunikation, www.energieeffizienz.ch, Erschienen in Neue Ideen 4/2009

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1 Kommentare

Andreas Herrmann aus Deutschland

Um Elektroboiler sparsamer zu machen, kann man dem Boiler eine zweite Isolierung anbringen!

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